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Neulich im Cafe: Spezialisten oder Generalisten




 

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Die Diskussion um Spezialisten und Generalisten ist auch in der IT nicht neu. Datenbankspezialisten, Frontendendwickler, Middle-Tier-Developer, Spezialisten für unterschiedliche Programmiersprachen oder die Qualitätssicherung sind nur Beispiele einer stark um sich greifenden Spezialisierung. Andere Entwickler wiederum behaupten von sich, über den Tellerrand gucken zu können, also nicht nur die verschiedenen Entwicklungsmethodiken selbst im Überblick zu beherrschen, sondern auch noch etwas vom Projektmanagement zu verstehen.

Neulich in einer der großen amerikanischen Cafe-Ketten (ich möchte keinerlei Werbung machen) ist mir mal wieder Spezialistentum pur begegnet:

Die Rollen sind dort wie folgt verteilt:

Der Bestellannehmer: nimmt die Bestellung an, nimmt die Zahlung entgegen und leitet die Bestellung an den Bestellweiterleiter durch.

Der Bestellweiterleiter: nimmt die angenommene Bestellung entgegen und notiert die Bestellung in einem speziellen Code unter dem Becher.

Der Kaffeeabfüller: hat alle Hände voll zu tun, macht den Kaffee, schäumt Milch auf und mixt alles, vielleicht mit Sonderwünschen wie Vanille.

Diese Kette läuft perfekt – solange nichts Unerwartetes passiert wie z.B.:

– eine unerwartete Bestellung, die nicht per Standard weitergegeben werden kann.
– ein ungeschulter Kollege in der Kette
– das Auftreten von Fehlern, die nicht lokalisiert werden können (alle Annahmen auf Halde müssen verifiziert werden, wo der Fehler entstanden ist, und wie er behoben werden kann, ist nicht sofort eindeutig ersichtlich)

Bei Störungen ist die Kette hingegen sehr fragil, die ganze Kette ist sofort insgesamt betroffen, alles steht still. Ich hatte neulich das Vergnügen, eine solche Situation zu beobachten. Die Schlange der Anstehenden reichte bis auf die Strasse. Das System reparierte sich schwerlich selbst, ein Fehler führte zum Nächsten.

Oh, wie mich das an den Wasserfall erinnert!

Ich hatte zufällig am gleichen Tag das Vergnügen, ein Kaffeemacherteam zu beobachten, das nur aus Generalisten bestand. Vom Kassieren bis zur Übergabe des Kaffees an den Kunden waren hier alle Teammitglieder in der Lage alle Aufgaben zu übernehmen. Beim Auftreten eines Fehlers übernahm souverän eine Kaffeeabfüllerin den Job des Bestellannehmers. Bei gleicher Last an Kaffeesüchtigen schaffte es das Team mehrfach auf Sonderwünsche, Fehler sowie große und kleine Malheure zu reagieren ohne dass nur ansatzweise von einem Lieferstopp gesprochen werden konnte.

Das entspricht meiner Beobachtung in Projekten: reines Spezialistentum ist extrem störungsanfällig, besonders beim Integrieren, beim Auftreten von Fehlern und gegenüber Veränderungen. Bei komplexen Projekten sind immer stärker Generalisten gefordert, die in der Lage sind, Störungen auszugleichen.

Viel Spaß also bei Ihrem nächsten Kaffee – hoffentlich beim Generalisten!

 

 

Quelle Foto: © Rob Stark – Fotolia.com

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