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Risiko oder Problem – das ist hier die Frage




 

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Freitag, 14:00, Projektstatus-Meeting. Wir Projektleiter sitzen gemeinsam mit unserem Auftraggeber zusammen, um über den Status unserer Projekte zu berichten. Dieser bittet mich Risikoliste und Risikomatrix meines Projekts aufzulegen. Meine Liste besteht aus 5 Risiken nebst Maßnahmen zur Risikovorsorge. Zufrieden blicke ich in die Runde. Ich hatte meine Hausaufgaben gemacht. Nun berichtet mein Sitznachbar. Stolz legt er seine Risikoliste auf, die sage und schreibe 83 Einträge enthält. Ungläubig betrachte ich seine Liste.

Laut ICB (International Competence Baseline, GPM) sind Projektrisiken unsichere Ereignisse oder mögliche Situationen mit negativen Auswirkungen (Schäden) auf den Projekterfolg insgesamt, auf einzelne Projektziele, Ergebnisse oder Ereignisse. Sie werden bestimmt durch die Wahrscheinlichkeit des Risikoeintritts und des möglichen Schadens bei Eintreten des Risikos. Zur Visualisierung von Risiken wird die Risikomatrix benutzt. Sie hilft nicht nur bei der Kommunikation von Risiken, sondern insbesondere bei der Priorisierung von Risiken zwecks Definition geeigneter Vorsorgemaßnahmen.

Ein Risiko bezieht dabei grundsätzlich auf ein zukünftiges Ereignis, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit kleiner als 100% ist. Was mein Projektleiter-Kollege zu bieten hatte, waren im Wesentlichen Projekthindernisse, denen er mit geeignetem Risikomanagement hätte begegnen können. Beispielsweise hatte er den längst genehmigten 6 Wochen-Urlaub eines Projekt-Teammitglieds als Risko aufgelistet. Das ist ein Problem, aber kein Risiko. Kurzum er hatte die Definition des Wortes Risiko nicht verstanden. Obendrein war es ihm aufgrund des Umfangs seiner Liste kaum noch möglich sein Risikomanagement auf die relevanten Risiken zu konzentrieren.

Auch in einem agilen Umfeld ist ein traditionelles Risikomanagement erforderlich. So werden Risiken transparent gemacht, um darauf basierend entscheiden zu können ein Risiko entweder zu tragen oder aber mit geeigneten Maßnahmen in seiner Eintrittswahrscheinlichkeit zu reduzieren. Es handelt sich dabei um einen systematischen und formalen Prozessansatz, der in allen Phasen des Projektlebenswegs stattfinden muss. Risikomanagement findet proaktiv und nicht reaktiv statt.

Eine ausführliche Beschreibung des klassischen Risikomanagements finden Sie in dem Buch Projektmanager herausgegeben von der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. in Verbindung mit Heinz Schelle, Roland Ottman und Astrid Pfeiffer.

 

 

Quelle Foto: © javier brosch – Fotolia.com

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