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Manager: „Produzenten“ oder „Kommunikatoren“?




 

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Vor 100 Jahren war alles noch einfach: Wer arbeitet, der produziert. Am besten als Landwirt auf dem Feld oder als Arbeiter in der Fabrik. Die Leistung war materiell, in Form von „Produkten“ messbar. Seither hat sich die Arbeitswelt radikal gewandelt, und in Zeiten des Internet hat sich dieser Wandel rasant beschleunigt. Eine der Veränderungen besteht darin, dass Information und Kommunikation immer wichtiger werden.

Neue Kommunikationsformen wie E-Mail, Chat, Twitter, RSS-Feeds oder die Interaktionen in Social Networks haben hierbei Art und Frequenz von Kommunikationen deutlich verändert. Die Kommunikationskanäle haben sich vervielfältigt und die Frequenz der Kommunikationen steigt. Insbesondere für jüngere, im Netz sozialisierte „Wissensarbeiter“, ist der Gebrauch paralleler Kommunikationen auch in ihrem Arbeitsalltag selbstverständlich. Der stets offene Chat oder ständiges Twittern sind typische Beispiele. Die Kommunikationsspirale dreht sich dadurch immer schneller und die Kommunikationsanforderungen vervielfältigen sich stetig. Dies bindet Zeit und Aufmerksamkeit und zieht so Konzentration von der Bearbeitung konkreter Aufgaben ab. Die „Produktion“, also das Liefern von Ergebnissen, leidet dann darunter.

Auch Manager – egal ob im Projekt oder im Unternehmen – stehen zunehmend vor der Herausforderung, überbordende Kommunikationsanforderungen zu bewältigen. Nun könnte man natürlich sagen: Die Hauptaufgabe von ManagerInnen besteht ja auch in Kommunikationsarbeit. Doch so einfach ist es nicht.

Stellen wir uns ein Kontinuum vor: Auf der einen Seite der Pol „Arbeit ist Kommunikation“ (links), auf der anderen „Arbeit ist Produktion“(rechts). Als Manager stellt sich dann die Frage: Wenn ich mich und mein Team ganz nach links bringe (Chat, Nutzung sämtlicher Meetingmöglichkeiten) würde ich bei meinen Kunden sicherlich für Aufsehen – mangels Ergebnissen nicht jedoch für Zufriedenheit – sorgen. Begebe ich mich nach ganz rechts, ist es in komplexen Projekten oder Unternehmenssituationen sehr wahrscheinlich, dass zur Leistungserstellung wichtige Informationen nicht beachtet werden und so ein Schiffbruch vorprogrammiert ist.

Wichtig ist es also, zu jedem Zeitpunkt und in jeder Situation das richtige Maß und den richtigen Abstand zu den Polen zu finden. Nur-Chatter sind ebenso wenig gefragt wie aufgabenfixierte Nicht-Kommunikatoren.

Das richtige Maß zu finden, ist schwierig und wird zur ständigen Herausforderung, ja zu einer zentralen Managementaufgabe im Selbstmanagement und dem Management von Teams. Das hat viel mit Erfahrung zu tun. Ich orientiere das jeweilige Mehr und Weniger immer an den folgenden Fragen, die ich mir turnusmäßig stelle:

  • Kann ich durch mehr Kommunikation den Output steigern?
  • Kann ich durch weniger Kommunikation mehr Output erzeugen, weil ich mehr Zeit habe?
  • Kann ich sämtlichen informativen Input zu Output verarbeiten?
  • Gibt es Informationen, die den Output verbessern würden, über welche Kanäle könnte ich die erhalten?

Sicher ist für mich: Wer arbeitet produziert, indem er so viel wie nötig kommuniziert. „Kommunikation“ und „Produktion“ müssen in einem guten Verhältnis zu einander stehen.

Haben Sie die Balance zwischen den Polen in Ihrer Situation schon gefunden? Oder stecken Sie in der E-Mail-Falle, dem Chat-Overflow oder dem Death by Meeting? Ich freue mich über einen Austausch.

 

 

Quelle Foto: © Kadmy – Fotolia.com

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