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Turnaround Manager als „Toxin Handler“: 5 Tipps zum Umgang mit destruktiven Emotionen




 

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Eine wichtige Säule des Managements von Krisenprojekten ist der konstruktive Umgang mit negativen Emotionen. Der Turnaround Manager muss „toxische“ Emotionen im Projekt identifizieren und die Stimmung positiv beeinflussen. Damit übernimmt er bewusst die Rolle eines „toxin handler“. Er hilft den Beteiligten, negative Gefühle abzubauen bzw. damit umzugehen.

In Unternehmen wird leider selten überlegt, wie sich negative Stimmungen und Emotionen bewältigen oder abmildern lassen. Frust, Angst usw. werden als persönliche Angelegenheiten betrachtet, obwohl Emotionen in hohem Maße Einfluss auf den geschäftlichen Erfolg haben.

Beim toxin handling in Turnaround-Projekten haben wir mit folgenden Interventionen gute Erfahrungen gemacht:

  • Freiräume schaffen: Gerade in Zeiten hoher Belastung ist es wichtig, den Projektmitarbeitern die Möglichkeit zu geben, in definierten Freiräumen neue Kraft zu schöpfen und emotionalen Stress abzubauen. Solche Freiräume können z.B. regelmäßige Frühstücksrunden oder gemeinsame Pausen mit etwas Bewegung sein. Statt „normale“ Meetings abzuhalten, geht man etwa mit den Teammitgliedern 60 Minuten spazieren und schließt daran eine 30-minütige Gruppendiskussion zum Sammeln und Bewerten von Lösungsvorschlägen.
  • Reframing einüben: Eine der wirkungsvollsten Techniken, um destruktive Gefühle zu transformieren, ist das aus dem NLP bekannte Reframing. Dabei verändert man die eigene Sicht auf die Dinge, indem man eine Situation oder ein Ereignis aus dem Kontext herauslöst. So gewinnt man ein anderes Gefühl dazu: Wut kann verrauchen oder Resignation in Kampfgeist umschlagen. Ärgert man sich z.B. über den Auftraggeber oder Vorgesetzten, hilft es, sich in dessen Lage zu versetzen und die Situation aus dessen Sicht zu beurteilen. In schwierigen Situationen kann man auch gedanklich die Zeit um ein Jahr nach vorne drehen und sich fragen: Wie würde man die aktuelle Lage mit diesem zeitlichen Abstand einschätzen? Als Turnaround Manager können Sie diese Technik sowohl mit einzelnen Beteiligten (in Einzelgesprächen) als auch mit dem gesamten Team (in Gruppenveranstaltungen) einüben.
  • Paradoxe Interventionen einsetzen: Unerwünschtem oder problematischem Verhalten kann man begegnen, indem man es bestärkt. Neigt z.B. ein Projektleiter dazu, sein Team zwanghaft zu kontrollieren und jeden Freiraum zu beschneiden, kann man ihm genau das zur Vorschrift machen – der Projektleiter wird sich dabei sehr schnell „komisch“ vorkommen und von seinem Verhalten abrücken. Auf der emotionalen Ebene funktionieren paradoxe Interventionen ähnlich: Unerwünschte und dem Turnaround im Wege stehende Emotionen wie Resignation und Pessimismus kann man als Turnaround Manager dadurch entschärfen, dass man auf Gruppenveranstaltungen in die Klagelieder der Beteiligten einstimmt, sie in ihrer Schwarzmalerei noch übertrifft und das Ganze schließlich so überzieht und auf die Spitze treibt, dass es ins Lächerliche kippt. Die Wirkung auf das Team ist entlastend, befreiend und motivierend: So schlimm ist die Sache dann vielleicht auch wieder nicht.
  • Konfliktmeetings einrichten: In gefährdeten Projekten, die durch ein gekennzeichnet sind, ist es empfehlenswert, Konfliktmeetings einzurichten. Hier erhalten Emotionen wie Ärger und Wut einen definierten Raum, in dem sie konstruktiv bearbeitet werden können. Kanalisiert man Konflikte kontrolliert, entlastet das den Projektalltag, da permanenten Streitereien ein Riegel vorgeschoben wird. Konfliktmeetings werden vom Turnaround Manager einberufne und moderiert. Eingeladen werden ausgewählte Vertreter der Konfliktparteien, max. 6 Personen. Im Vorfeld werden eine Agenda und die Redezeit (möglichst kurz) festgelegt. Zunächst erhalten die Beteiligten nacheinander Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge zu schildern. Dabei müssen sie die vereinbarte Redzeit strikt einhalten und dürfen von den anderen nicht unterbrochen werden. Anschließend folgt eine „Kritikerrunde“, d.h. die Beteiligten geben sich gegenseitig Feedback. Am wirkungsvollsten ist es, Feedback bzw. Kritik nur in Form von Fragen zuzulassen. Dies erfordert jedoch einige Übung.
  • Stimmungskiller abpuffern: Ein Turnaround Manager kann bemerkenswerte Effekte erzielen, wenn er sich als „Puffer für Stimmungskiller“ versteht. Dabei ist u.a. darauf zu achten, dass aggressive Anweisungen oder Statements des oberen Managements oder des Auftraggebers nicht 1 zu 1 an das Team kommuniziert werden. Es gilt, die negativ aufgeladenen Aussagen von „Beziehungsaspekten“ zu bereinigen, Drohungen und abschätzige Äußerungen heraus zu nehmen und die Nachricht in rein sachlicher Form an die Adressaten weiter zu geben. Bei Schwierigkeiten sollte man sich konsequent vor das Team stellen. Indem man alle Probleme und Konflikte erst einmal auf die eigene Person umleitet, absorbiert man potenziell destruktive Emotionen schon im Vorfeld.

Die aufgeführten Maßnahmen sind natürlich nicht nur für Krisensituationen geeignet. Sie helfen auch in „normalen“ Projekten dabei, Fehlentwicklungen vorzubeugen. Projektleiter, die die Stimmung in ihrem Team beobachten und destruktive Emotionen in Schach halten können, steigern Produktivität und Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter.

Zum Weiterlesen:
Toxische Führungskräfte
Emotionspolitik in Krisenprojekten

 

 

Quelle Foto: © Schlierner – Fotolia.com

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