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Kontakt herstellen – die Bedeutung unterschiedlicher Kommunikationsstile




 

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Wie viele Kontakte haben Sie auf Xing, Facebook oder Twitter? Vermutlich sind es einige mehr als Sie gewöhnlich persönlich treffen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind auch viele darunter, die Sie persönlich gar nicht kennen, sondern nur durch digitale Kommunikation oder automatische Empfehlungen. Die sozialen Medien haben die Art, in der Menschen mit einander in Kontakt treten und sich „vernetzen“, stark verändert. „Parshippen“ statt (oder manchmal auch zusätzlich zum) „Partyshippen“ – und das schon seit mehr als 15 Jahren.

Digitale Vernetzungen gehen schneller, sind direkter, distanzloser als das persönliche Kennenlernen. Sie machen es leicht, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Gleichzeitig werden Kontakte zu einem Konsumgut, oft auch zum Selbstzweck, rein nutzenorientiert. „Asoziale Medien“ heißt es daher mancherorts, auch weil die Umgangsformen im Netz immer respektloser werden. Es gibt auch Befürchtungen, dass die Kontaktfähigkeit im „wirklichen“ Leben durch die exzessive Nutzung sozialer Medien leidet. Um dies zu beurteilen, muss man sicher tiefer in die Materie einsteigen; das will ich an dieser Stelle jetzt nicht tun. Fakt ist aber, dass die Fähigkeit, in der persönlichen Begegnung Kontakt zu anderen Menschen herzustellen – unabhängig vom digitalen Vernetzungsgrad – essentiell ist. Das gilt für alle Lebensbereiche.

Im Berufsleben gibt es viele Anlässe, in denen es wichtig ist, einen kommunikativen Draht zu  Menschen zu finden, die man noch nicht kennt: Vorstellungsgespräche, Kundentermine, Kongresse und Messen, KollegInnen aus anderen Abteilungen, Neueinstellungen usw. Für viele Menschen ist es ein Problem, mit anderen in „Kontakt“ zu kommen und eine gemeinsame Wellenlänge herzustellen. Das kann in der Persönlichkeit begründet sein – introvertierten Personen fällt die Kontaktaufnahme meist schwerer -, oft liegt das Problem aber darin, dass Menschen glauben, Kontakt sei etwas, das sich irgendwie von allein ergibt.

Um jedoch wirklich mit jemandem in Kontakt zu treten, ist es wichtig, den richtigen kommunikativen Zugang zu finden. Wir alle springen auf bestimmte Kommunikationsstile an und werden von anderen Kommunikationsstilen direkt abgeschreckt. Wenn man weiß, welche kommunikativen Türöffner bei einem selbst funktionieren, fällt es viel leichter zu erkennen, welche Türöffner man bei anderen betätigen muss, um den berühmten „Draht“ herzustellen. Achten Sie doch einfach mal darauf, mit welchem Kommunikationsstil andere bei Ihnen am besten durchdringen – und wo Sie innerlich gleich zu machen. Auch körpersprachliche Signale geben wichtige Hinweise darauf, ob und wie jemand „kontaktiert“ werden möchte. Analoge „Kontaktanfragen“ brauchen eben mehr als einen Klick… Die folgenden vier Grundtypen von Kommunikationsstilen können vielleicht dabei helfen:

1. Emotionaler Kommunikationsstil

Menschen, die über einen emotionalen Kommunikationsstil ansprechbar sind, erkennt man daran, dass sie sie häufiger als andere Personen Befindlichkeiten thematisieren und sich dafür interessieren, wie es anderen geht, wie sie oder andere sich fühlen oder in bestimmten Situationen gefühlt haben. Häufig werden gefühlsbezogene Begriffe verwendet wie angenehm, harmonisch, fröhlich, verärgert, angespannt, zum Heulen, liegt mir am Herzen, liegt mir im Magen. Diese Menschen stellen gern Nähe zu anderen her, verbal und nonverbal. Auf körpersprachlicher Ebene kommen z.B. Berührungen zum Einsatz (Hand auf die Schulter legen), oft stellen sich diese Menschen im Gespräch seitlich zu ihrem Gesprächspartner auf, so dass die geringstmögliche Distanz erreicht wird. Typisch sind außerdem Ich-Du-Botschaften: „Klar, das mache ich für Dich!“, „Ich weiß, wie Du Dich fühlst, mir geht das ähnlich.“ „Wann hast Du Zeit für mich?“

2. Direktiver Kommunikationsstil

Menschen, die über einen direktiven Kommunikationsstil erreichbar sind, wollen schnell zum Eigentlichen und zur Aktion kommen. Langatmige Ausführungen, die Erörterung von Befindlichkeiten, der Austausch von Nettig- und Belanglosigkeiten nervt diese Personen. Sie verabscheuen den Small Talk und kommen gern schnell auf den Punkt. Dabei stoßen sie anderen nicht selten vor den Kopf. Menschen, die einen direktiven Kommunikationsstil bevorzugen, übernehmen in Gruppen häufig die Führung und lenken die Diskussion. Man erkennt sie auch an bestimmten Phrasen: „Ich erledige das.“ „Übernimm das doch mal gleich!“ „Wie kriegen wir das jetzt schnell geregelt?“ „Wir machen das jetzt so und so.“ „Ruf da gleich mal an.“ Körpersprachliche Signal gehen meist in Richtung Dominanz und Aufbruch: Sitzen auf der Stuhlkante, Oberkörper aufgerichtet, raumgreifende Gesten, „auf dem Sprung“-Haltung.

3. Informativer Kommunikationsstil

Menschen, deren Zugang ein informativer Kommunikationsstil ist, sind in Gesprächen vor allem an einem Austausch von Informationen interessiert. Sie begeistern sich für Daten und Fakten und wollen gern mehr über Details wissen. Ihre Haltung ist in erster Linie sachlich, manchmal erscheinen sie auch besserwisserisch oder detailverliebt. Ihr Interesse an Informationen ist dabei nicht auf Objekte oder sachliche Fragestellungen beschränkt. Gern tauschen sich diese Menschen auch über Ansichten und Meinungen aus und fordern ihre Gesprächspartner heraus, persönliche Werthaltungen und Überzeugungen zu diskutieren. Neben dem ganzen Spektrum der W-Fragen (Wer, wie, was, warum usw.) verwenden sie häufig Aussagen wie: „Wie denken Sie darüber?“ „Was halten Sie von…?“ „Meiner Ansicht nach…“ „Mich interessiert Ihre Meinung zu…“

4. Spielerischer Kommunikationsstil

Bei Menschen, die einen spielerischen Kommunikationsstil bevorzugen, stehen Unterhaltung und Zeitvertreib im Vordergrund. Sie sind die geborenen Small Talker: expressiv und in ihrem Interesse oberflächlich. Damit sie sich wohlfühlen, muss der Kontakt „locker“ sein. Sie lieben es unterhalten zu werden und unterhalten vor allem selbst gern. Ihre kommunikativen Mittel sind Späße, Anekdoten und kleine Inszenierungen – alles, was bei anderen zu einer schnellen Reaktion führt. In ihren Gesten sind diese Menschen meist raumgreifend, dynamisch, einnehmend. Auf verbaler Ebene drücken sie gern unmittelbare Gefühle aus: „Wow, ist das cool!“ „Echt jetzt? Das ist ja mega hammer…“ „Boah, so eine Sch… aber auch!“

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Quelle Foto: Rawpixel – Fotolia.com

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