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Mutstiftende Führung




 

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Ein Unternehmen wird von der Konkurrenz überrollt. Ständige Auslieferung von neuen Produkten und das Ausdehnen der Marktpräsenz auf weitere internationale Märkte wirken lebensbedrohlich. Die Geschwindigkeit, in der das passiert, macht Angst. Man reagiert vorsichtig. Statt mit aller Macht und Freude eigene innovative Produkte auf den Markt zu bringen, wird zunächst ein halbjähriger Strategieprozess angestrengt, um genau zu überlegen, was man tun könnte. Für den Kunden und am Markt sichtbar passiert –  nichts.

Druck – Angst – Starre – Druck

Das Drama, das sich hier abspielt, findet leider so oder in anderer Form häufiger statt. Als außenstehender Beobachter kann man den Ausgang leicht vorhersehen, und man möchte dem Unternehmen zurufen: „Macht doch endlich was, handelt!“. Doch das Unternehmen befindet sich in einem Teufelskreis. Je stärker der Druck durch die Konkurrenz steigt, desto mehr Angst breitet sich aus und desto weniger sind die Personen im Unternehmen bereit, zu handeln. Dies wiederum erhöht den gefühlten Druck durch die immer schneller werdende Konkurrenz.

Angst kostet die Unternehmen einen beträchtlichen Teil ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten und manchen Unternehmen, wie im Beispiel oben, gar die Existenz. Mut braucht es, um in unsicheren und unüberschaubaren Situationen zu handeln. Mit Mut kann man eine Situation wie oben beschrieben überwinden. Mut bedeutet zu handeln, obwohl man Angst hat. Mut bedeutet, den Teufelskreis aus Druck-Angst-Starre zu überwinden. Das wird in der globalen Wirtschaft immer wichtiger und sogar überlebenswichtig, je schneller sich die Bedingungen für Unternehmen verändern.

Folgen fehlenden Mutes in Unternehmen

Jeder Mensch kann mutig sein. Als Kind haben wir doch alle gelernt, immer wieder Neues auszuprobieren (Schlittenfahren auf steileren Hängen, Schwimmen im tieferen Wasser, Klettern auf höherer Bäume usw.). Als MitarbeiterInnen in den Unternehmen haben viele diese Fähigkeit verloren. Sie wurde in vielen Fällen nicht genutzt, oft auch gar nicht nachgefragt, und ist deshalb durch fehlendes Training verkümmert.

Fehlt Mut in Unternehmen, so

  • werden Arbeiten weniger schnell, vorsichtiger und langsamer gemacht. Man tastet sich vor. Hier liegt ein riesiges Potenzial für effizienteres Vorgehen in fast jedem Unternehmen verborgen. Man könnte anders „die Dinge richtig tun“ (Peter Drucker), das heißt schneller und flexibler.
  • werden neue, unbekannte, risikobehaftete Vorhaben gar nicht angegangen. Das bedeutet im Endeffekt, dass Unternehmen darauf verzichten, „die richtigen Dinge zu tun“ (Peter Drucker). Innovation und Flexibilität, wie sie vom Markt gefordert werden, werden vom Unternehmen nicht geliefert.

Mutkultur als Führungsaufgabe

Wird die grundlegende Wichtigkeit eines mutigen Verhaltens aller MitarbeiterInnen in den Unternehmen erkannt, so muss „Stiftung von Mut“ als zentrale Führungsaufgabe gelebt werden. Diese Führungsaufgabe kann geteilt werden: Alle ManagerInnen und alle Mitarbeitenden haben die Aufgabe, sich selbst und ihre KollegInnen mutstiftend zu führen.

Mutiges Verhalten kann man wieder erlernen:

  • indem man sich gegenseitig Mut macht, Neues auszuprobieren und auch unter Risiken zu handeln.
  • indem Erfolge mutigen Verhaltens gefeiert werden.
  • indem man bewusst riskante Aktionen durchführt, um die Angst vor dem Eingehen von Risiken überwinden zu lernen, Schritt für Schritt (der Abhang für den Schlitten wird halt immer steiler).
  • indem man im Unternehmen risikobewusstes Handeln lehrt. Das bedeutet auch, nicht jedes Risiko einzugehen, unterscheidet sich aber stark von totaler Risikoaversion

Durch das Trainieren von mutigem Verhalten geht Mut in die Kultur des Unternehmens ein und löst die angstgetriebene Kultur des Nichthandelns ab.

Mutstiftende Führung wirkt,

  • indem Aufgaben nicht selbst erledigt werden, sondern möglichst viel delegiert wird. (Damit wird das Risiko eingegangen, dass ein Anderer die Dinge anders macht.)
  • indem eine echte Fehlerkultur praktiziert wird: Fehler werden immer transparent gemacht, sie werden niemals negativ sanktioniert und man regt jedesmal an, aus ihnen maximal zu lernen.
  • indem von Führungskräften (und auch von MitarbeiterInnen) mutige Entscheidungen getroffen werden, die auch Andere ermutigen, es ihnen gleich zu tun (Role Model).
  • indem mutige Entscheidungen eingefordert werden.

Für mich ist mutstiftende Führung zentral für eine bessere Wirtschaftlichkeit und Überlebensfähigkeit von Unternehmen. Gleichzeitig ist sie viel menschlicher. Warum sollte ich aus Angst Themen langsamer oder gar nicht machen, wenn ich sie mit Mut doch angehen würde und noch mehr Freude bei erfolgreichem Abschluss haben würde? Warum ist das Verhalten, mit dem viele von uns als Kinder fast alles gelernt haben, nicht auch im lernenden Unternehmen richtig und wird entsprechend vom Führungsverhalten gefördert?

Wo stehen Sie in puncto „Mutkultur“ in Ihrem Unternehmen, wo führen Sie mutstiftend? Wenn Sie mutig weiterlesen möchten, so empfehle ich:

„Mut tut gut“: Projekt-Turnarounds brauchen Courage

Emotionspolitik in Krisenprojekten

Die Gefühlskurve in Change-Projekten

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