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Der politische Termin




 

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Die Situation ist wohl jedem Projektleiter bekannt: Es wird „von oben“ ein Endtermin für ein Projekt vorgegeben, bei dem man das starke Gefühl hat, er basiert auf den Wünschen einiger Stakeholder und korreliert nicht mit dem tatsächlichen Aufwand für die Umsetzung. Was ist in einem solchen Fall zu tun? Idealerweise würde man den Termin einfach als ungültig ablehnen wollen – dies ist in der Praxis aber nur sehr selten durchsetzbar.

Um die Situation aufzulösen sollte in zwei Schritten vorgegangen werden. Zunächst einmal muss das Bauchgefühl „der Termin ist nicht zu halten“ konkretisiert werden: Welche Risiken sind vorhanden, welcher Aufwand ist zu leisten, welche Ressourcen fehlen etc. Der erste Schritt besteht also darin, Risiken und Probleme bei der Erreichung des gewollten Termins explizit zu machen.

Anhand der definierten Risiken und Probleme lassen sich nun Szenarien entwerfen, was passieren müsste, damit der Termin doch erreicht werden kann. Häufige Szenarien sind „mehr Leute“, „geringerer Umfang“ etc. Daneben gibt es aber immer auch projektspezifische Szenarien, z.B. benötigte Ressourcen ausschließlich dem Projekt zuzuordnen, andere Aktivitäten zu stoppen oder ähnliches. Mit Hilfe dieser Szenarien kann nun der Ball an Diejenigen zurückgespielt werden, die den fraglichen Termin gesetzt haben: Wenn der Termin nämlich tatsächlich so wichtig ist, dann muss auch ein entsprechendes Szenario durch die anfordernden Stellen umgesetzt werden. Wenn die Szenarien aber alle als zu aufwändig oder zu teuer verworfen werden, dann scheint der Termin ja doch nicht so wichtig zu sein.

Fazit: Steht ein politischer Termin als unumstößlich im Raum, muss auch außerhalb des Projektes, d.h. auch von den Terminsetzern, alles für dessen Realisierung getan werden. Wenn Sie als Projektleiter diesen Termin wider besseres Wissen akzeptieren und versuchen, ihn durch maßlose Überstunden und durchgearbeitete Wochenenden „irgendwie“ möglich zu machen, landen Sie in einer Zwickmühle. Gelingt es Ihnen mit Ihrem Team, den Termin zu realisieren, wird man sagen „Sehen Sie, wir haben doch gewusst, dass es geht – und nächstes Mal jammern Sie nicht so herum“. Wird der Termin aber nicht gehalten, wird man Ihnen auch die Schuld daran zuweisen.

 

 

Quelle Foto: © styleuneed – Fotolia.com

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