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Die Erfolgskrise




 

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Erfolg und Krise im Unternehmen sind zwei Zustände, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Doch haben beide wirklich nichts miteinander zu tun? Meine Erfahrung, insbesondere bei schnell gewachsenen Startup-Unternehmen, ist eine andere. Explosionen von Umsatz und Gewinn, schnelles Wachstum der Mitarbeiterzahl und der Anzahl der Kunden, die Zunahme der Server oder der rasche Anstieg der Page Impressions sind nur einige Parameter, die den Erfolg in solchen Unternehmen verkünden.

Erfolgreiche Unternehmen verändern sich selbst und die Umwelt, in der sie agieren, rasant. Je größer und schneller der Erfolg, desto schneller haben sie ihre eigene Situation geändert. Und damit tritt zugleich das Risiko einer krisenhaften Entwicklung zutage. Die Wahrscheinlichkeit einer Krise steigt mit der Geschwindigkeit des Erfolgs. Denn häufig versäumen es Unternehmen, sich an die durch sie selbst ausgelösten Veränderungen schnell genug anzupassen.

Hier nur eine Auswahl von Symptomen, die in solchen Fällen auftreten:

  • Informationen, die vorher wie von selbst „von Tisch zu Tisch“ verteilt wurden, müssen jetzt aktiv im Unternehmen verteilt werden. Diese Kommunikation funktioniert nicht.
  • Entscheidungen, die vorher im Kollektiv getroffen wurden, werden durch die zu große Zahl von Meinungen gar nicht mehr oder verzögert getroffen.
  • Die gewählte Architektur ist für die Anzahl der Kunden nicht mehr vernünftig, die Systeme brechen zusammen oder zu viele Server werden zu teuer.
  • Standardprozesse wie Bestellungen funktionieren nicht mehr, Lieferanten sind überfordert.
  • Der Überblick über den Status der Entwicklungsarbeiten geht verloren.
  • Das Entwicklungsteam versteht die Strategie des Verkaufs, des Produktmanagements und der Unternehmensleitung nicht mehr.

Meiner Erfahrung nach geraten Unternehmen, die zu schnell Erfolg haben, fast automatisch in krisenhafte Zeiten, der Erfolg macht blind für negative Veränderungen. Alle Kennzahlen, die wahrgenommen werden und auf die man sich, um Erfolg zu haben, konzentriert hat, stehen ja auf grün und zeigen überdurchschnittlich Positives. Die Probleme äußern sich zudem nicht sofort, sondern alles läuft erst einmal „wie immer“. Und die beteiligten Manager haben zwar Erfahrungen darin, den Erfolg weiter zu befördern, sie haben meist aber kaum Erfahrungen damit, die Folgen des Erfolges zu beobachten und entsprechend strukturiert zu handeln. Es kommt zur Erfolgskrise.

Um Erfolgskrisen zu vermeiden, bedarf es eines sehr sensiblen Managements, das sich nicht durch schnelles Wachstum und schnelle Erfolge berauschen lässt. Meiner Ansicht nach ist es unerlässlich, einen Erfolg auf die Folgen der Veränderung zu überprüfen. Dies kann zum Beispiel durch einen regelmäßigen, z.B. alle drei Monate stattfindenden Review erfolgen, bei dem die Fragen:

  • Was hat sich geändert?
  • Was müssen wir anpassen?

im Mittelpunkt stehen. Dabei sind

  • Skillprofil der Mitarbeiter
  • Kommunikationskanäle
  • Abläufe
  • Organisationsstrukturen

nur einige Kategorien, die beachtet werden sollten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und gleichzeitig den Blick und den Elan zur Durchführung notwendiger Anpassungen, damit es bei Ihnen gar nicht erst zur Erfolgskrise kommt.

 

 

Quelle Foto: © fotomek – Fotolia.com

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