Theater, Theater – Wie Schauspielerei in Projekten helfen kann
6. Oktober 2008
Was für ein Theater das wieder war! Im gestrigen Meeting gefiel sich B. mal wieder in der Rolle der Diva, die effektvolle 15 Minuten zu spät kommt und sich dann erst einmal über die Agenda echauffiert. M. präsentierte seinen 5-Minuten-Statusbericht – unbeeindruckt von B. und gemeinsamen Zeitabsprachen – in Form von 27 sehtestgeeigneten Folien, während P. am Handy eine Kostprobe seiner jüngst erworbenen Japanisch-Kenntnisse gab und S. sich mit Kopfschmerzen in einen vorgezogenen Feierabend verabschiedete .
„Filmer“, „Blender“, „Selbstdarsteller“ gibt es überall, und in der Regel kann man in Projekten ziemlich gut auf sie verzichten. Aber Halt! Haben Sie schon einmal daran gedacht, sich das „Theater“ ganz gezielt ins Haus zu holen? Ich meine jetzt nicht, dass Sie Profilneurotiker bei der Bewerbersuche oder Projektbesetzung systematisch bevorzugen sollten. Nein, ich dachte eher an die wohltuende Unterstützung durch ein professionelles Unternehmenstheater. Gerade in komplexen Großprojekten und bei Changevorhaben kann die Arbeit von Unternehmenstheatern sehr hilfreich sein. Dabei kann auf verschiedene Methoden zurückgegriffen werden:
- Impuls-Theater: In individuell verfassten Stücken wird die Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen wie z.B. Umstrukturierungen gelenkt und mit positiven Emotionen verknüpft. Das nimmt Dingen den Schrecken und fördert eine konstruktive Auseinandersetzung.
- Feedback-Theater: Die Schauspieler/innen machen sich zunächst ein Bild von den Themen, Kommunikationen, Konfliktlinien usw. innerhalb der Organisation. Ihre Eindrücke verdichten sie zu einem Stück oder einzelnen Szenen, in denen sie den Beteiligten einen Spiegel vor halten. Auf amüsante Weise werden so Blockaden aufgespürt und eingeschliffene Verhaltensmuster hinterfragt. Feedback-Theater funktioniert auch begleitend zu Workshops. In diesem Fall werden zum Abschluss von Arbeitseinheiten Szenen improvisiert, die das Geschehene (Umgang miteinander, Kommunikationsverhalten) aufgreifen.
- Forum-Theater: Bei dieser Methode kann das „Publikum“ aktiv in den Verlauf des Theaterstücks eingreifen. Die Beteiligten geben den Schauspieler/innen Anweisungen dazu, wie es in einer Szene weitergehen soll. Daraus entwickelt sich ein interaktives Stück, das sich iterativ dem Wunschergebnis annähert.
- Selber spielen: Auf der Bühne lässt sich vieles anders – netter, plastischer, schonungsloser – sagen als im Arbeitsalltag. Deshalb, und weil in der phantastischen Welt des Theaters neue Ideen entwickelt und neue Kommunikationserfahrungen gesammelt werden können, macht es Sinn, die Beteiligten selbst spielen zu lassen. (Quelle: Good Vibrations Theater, Köln)
Wenn Sie also genug vom „Theater“ in Ihren Change- oder anderen herausfordernden Projekten haben, probieren Sie es doch einfach einmal mit einem echten Unternehmenstheater. Das Risiko einer solchen Intervention ist in der Regel gering: Schlimmstenfalls fühlen sich die KollegInnen für kurze Zeit leidlich unterhalten – bestenfalls werden Sie auf diese Weise jedoch einige Blockaden los und erhalten wertvolle Impulse für die weitere Arbeit. Also: Vorhang auf!
Quelle Foto: © leksustuss – Fotolia.com
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