Die Macht der Neutralität
3. März 2008
Projektumgebungen in Großkonzernen sind oft politisch. An wen Informationen verteilt werden und mit wem zusammengearbeitet wird, ist häufig abhängig von persönlichen Präferenzen der Chefs. Beziehungen hat man z.B. zu jenen Personen aufgebaut, mit denen man bereits früher zusammengearbeitet hat oder die sich ebenfalls an einen Information-Hiding-Pakt halten, der auf einen kleinen Kreis von Personen beschränkt bleibt. Das Führungsverhalten sichert Macht. Information und Handlungsbefugnis werden zur knappen Ressource, um die gerungen werden muss. Verstärkt wird das Ganze, wenn man wechselnde Personen in den Kreis einbezieht und andere ohne Kommunikation von Zeit zu Zeit ausschließt. Derjenige, der Informationen und Aufträge politisch verteilt, sichert seine Machtposition.
Dem Projekterfolg hingegen nützt solch ein opportunistischer Führungsstil nicht. Das Ausschließen von Ideenfindern und Handelnden in komplexen Projektungebungen führt immer zu einem: zu schlechten Ergebnissen.
Als externer Projektleiter setze ich in derartigen Umgebungen immer auf die Macht der Neutralität. Alle Personen werden gleichmäßig in einen transparenten und stetigen Informationsfluss einbezogen. Ich versuche sichtbar zu manchen, dass ich immer das Beste für alle, das Team, im Blick habe. Einzelinteressen müssen sich in einen Teamkontext einordnen. Das gilt auch für das eigene Ego. Konflikte werden immer auf der Sachebene ausgetragen, transparent und sichtbar für alle. Als Externer fällt es bei entsprechendem Verhalten auch leicht, glaubhaft zu machen, dass man keine eigenen politischen Interessen verfolgt.
Meiner Erfahrung nach ist dieses Verhalten in hochpolitischen Umgebungen die einzige Möglichkeit, Ergebnisse zu erzielen, für die man bezahlt wird. Die Neutralität sichert Vertrauen aller Teammitglieder, zueinander und zum externen Projektleiter. Und das gewonnene Vertrauen reduziert Komplexität. Informationen werden schnell weitergetragen, sodass sie sinnvoll genutzt werden können. Konflikte werden auf der Sachebene ausgetragen und führen zu Entscheidungen und Handlungen.
Politik im Unternehmen mit unpolitischem Verhalten zu überwinden sichert Macht auf der Basis von Können und gemeinsamem Erfolg.
Quelle Foto: © Onidji – Fotolia.com
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