Artikel versenden

„Pflock am Bein“ – Glaubenssätze in Projekten




 

// / /

Das ist schon wieder so ein merkwürdiger Titel, sagen die Kollegen, und ja, es stimmt, aber ich muss darauf bestehen: „Pflock am Bein“ – ich kenne viele Projektmanager, Entwickler, Berater und auch Unternehmenslenker, die sich manchmal verhalten, als wären sie mit einem unsichtbaren Band an einen Pflock gebunden, der sie daran hindert, ihren gewohnten Aktionsradius zu verlassen. Ganz so wie der kleine Zirkuselefant, der kurz nach seiner Geburt an einen Pflock gebunden wird und auch noch wenn er längst groß und stark genug ist, den lächerlichen kleinen Pflock einfach heraus zu reißen, doch immer an seinem Platz bleibt.

Im psychologischen Kontext nennt man diese Pflöcke „Glaubenssätze“. Glaubenssätze beruhen auf verallgemeinerten Vorstellungen über uns selbst, die anderen, die Welt usw. Als unhinterfragte Grundannahmen/Überzeugungen filtern sie unsere Wahrnehmung und sind eine wichtige Triebfeder unseres Handelns. Sie wirken unbewusst und sind häufig auch der Grund dafür, dass es uns schwer fällt, eigene Verhaltensweisen zu ändern. Glaubenssätze werden dann zum Problem, wenn sie Perspektiven verkürzen und Handlungsoptionen negativ einschränken. Das gilt für jeden einzelnen Menschen (z. B. durch Glaubenssätze wie „Das kann ich sowieso nicht“, „Um Hilfe zu bitten, ist ein Zeichen von Schwäche“ oder „Wenn ich nicht ständig Top-Leistungen bringe, werden die anderen mich nicht achten“). Das gilt ebenso aber auch für Projektteams.

Einschränkende Glaubenssätze in Projekten können beispielsweise sein:

  • „Kunden schaffen es nie, die Anforderungen an ein Projekt zu spezifizieren.“
  • „Schnelle Entscheidungen führen immer zu schnellen Ergebnissen.“
  • „Wer nichts macht, macht nichts falsch.“
  • „Durch eine möglichst tiefgehende Festlegung der Prozesse können wir das Unternehmen steuern.“
  • „Abteilung X ist schuld, dass der Laden hier nicht läuft.“
  • „Wir müssen nur die QA zum Abschluss optimieren, dann wird die Qualität unserer Produkte besser.“

Wer seinen „Pflock am Bein“ loswerden möchte, muss sich zu allererst seiner Glaubenssätze bewusst werden und seine Annahmen auf den Prüfstand stellen. Sie könnten sich – und Ihr Team – z. B. fragen „Ist das so?“, „Stimmt das immer?“, „Welche Ausnahmen gibt es?“, „Wer sagt das?“. Auf diese Weise lassen sich Glaubenssätze aufweichen und anschließend weiter bearbeiten. So können Sie z. B. überlegen, ob und ggf. wodurch die Glaubenssätze ersetzt werden sollen. Dabei muss man gar nicht so weit gehen wie die Verfechter des NLP (neurolinguistisches Programmieren), die eine „Umprogrammierung“ auf positive, erweiternde Glaubenssätze vorschlagen. Oft lassen sich schon aus dem Erkennen von Glaubenssätzen und den damit verbundenen „Aha-Erlebnissen“ neue Handlungsoptionen ableiten. Probieren Sie es aus!

Quelle Foto: © Taffi – Fotolia.com

| Keine Kommentare

 
Top | Impressum | Datenschutz