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Der Tunnelblick




 

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Die Olympischen Spiele sind vorbei. Wie so oft habe ich sie nicht verfolgen können. Im Projekt war wirklich keine Minute Zeit und auch am Wochenende mit der Firma viel zu tun. Abseits vom Medaillenspiegel oder dem täglichen stundenlangen Fernsehen hätten mich große Trends allerdings schon interessiert.

Einen dieser Trends habe ich aus Newsreadern und der Tageszeitung dann doch mitbekommen – und er ist auch noch für das Projektmanagement interessant. Ich meine den „Tunnelblick“. Doch was ist das? Unsere bis dahin erfolglosen Schwimmer hatten durch den Tunnelblick Britta Steffens, wesentlich herbeigeführt durch eine Sportpsychologin, Grund zum zweifachen Goldjubel. Und auch der Fechter Benjamin Kleinbrink ließ sich, ausgestattet mit Tunnelblick, auf dem Weg zur Goldmedaille nicht beirren. Zitat Kieler Nachrichten vom 14. August: „Es ist der Tunnelblick, der diesen jungen unerschrockenen Burschen auszeichnet wie keinen zweiten Fechter. … Doch mit dem Talent, auf den Punkt genau zu wissen, was zu tun ist, … focht sich der Düsseldorfer an die Weltspitze. … Besagtes Talent, den Blick im Bedarfsfall geradeaus und nicht links, nicht rechts zu richten, war bei Britta Heidemann (ebenfalls Goldfechterin) wie bei Benjamin Kleinbrink Erfolgsgeheimnis“

Der Tunnelblick im Projektmanagement zeichnet sich ebenso wie der bei Olympia aus durch:

  • Nervenstärke und Ruhe, auch in kritischen Situationen
  • die Konzentration auf die absolut notwendigen Tätigkeiten, die fast von alleine zu gelingen scheinen
  • eine Art intuitives Handeln (Entscheidungen werden sehr schnell, aus dem Bauch heraus, getroffen und immer als richtig empfunden (auch von anderen))
  • der Tunnelblick überträgt sich durch Begeisterung auf den Rängen (im Fechten) oder im Team (im Projektmanagement)
  • Engagement und Temperament, das förmlich ausgestrahlt wird und für die Übertragung der Begeisterung auf Teams sorgt
  • der Tunnelblick hat seine Zeit, er wird abgelöst durch Phasen des strategischen, mehr analytischen Nachdenkens (vor dem nächsten Match, zur Vorbereitung organisatorischer oder prozessbezogener Maßnahmen im Projekt)

Ich habe schon öfter diese Gefühl in Turnaround-Projekten erlebt, wenn alles beginnt, wieder in Bewegung zu kommen, wenn das Team anfängt zu gewinnen, wenn plötzlich Dinge passieren, die keiner für möglich gehalten hat, wenn sich Begeisterung überträgt, wenn man aufhört, Möglichkeiten fast kleinlich abzuwägen, sondern einfach alles richtig macht, wenn aus einem klapprigen Käfer ein pfeilschneller Jaguar wird.

Den Tunnelblick zu beherrschen, ist meiner Ansicht nach eine Frage der entwickelten Persönlichkeit, beim Projektmanager wie beim Sportler. Sein Einsatz verlangt Mut und ein Verlassen auf die eigene Stärke. Ihn einsetzen zu können bedarf jahrelangen Trainings, beim Sportler wie beim Projektmanager durch Einsatz in den unterschiedlichsten Projekten.

Ich wünsche jedem Projektmanager, jeder Projektmanagerin dieses Gefühl. Dann fängt die viele Arbeit an, sich wirklich auszuzahlen.

 

 

Quelle Foto: © lunizbln – Fotolia.com

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