Artikel versenden

Finstere Zeiten – die ewige Kluft zwischen Visionen und Umsetzung




 

// / /

Mögen Sie Kurzfilme? Falls ja, dann kennen Sie vielleicht „Dark Ages – finstere Zeiten“ von Daniel Acht und Ali Eckert. Falls nein, dann sollten Sie als Projektmanager/in diesen Film zumindest für professionelle Zwecke einmal ins Auge fassen. „Dark Ages“ ist ein mehrfach ausgezeichneter Kurzspielfilm aus dem Jahr 2002. Er ist 12 Minuten lang, und sein Plot ist schnell erzählt:

Die Geschichte beginnt mit einigen düsteren Schlachtszenen wie man sie aus Historienfilmen kennt. In einer Vollmondnacht erscheint schließlich Artus auf einem weißen Pferd. Er steigt ab und geht durch die Reihen der wartenden Ritter. Fackeln leuchten ihm den Weg zu einem Stein, in dem ein Schwert steckt. Artus zieht das Schwert heraus und die umstehenden Menschen ernennen ihn jubelnd zu ihrem König. Artus ruft den Frieden aus und verkündet seine Vision: eine Zeit des Friedens in der Stärke soll anbrechen; ein Bund der Freien und Gleichen, der Tapferen und Edlen soll geschlossen werden. Als Symbol der neuen, besseren Welt soll ein runder Tisch gebaut werden. So weit, so bekannt. Artus lässt nun aber den Schreiner rufen, der in die Szene stolpert, sich die Kapuze vom Kopf zieht – und im breitesten Hessisch beginnt, die Tücken und schwierigen Details des Auftrags zu erörtern. Der Schreiner hält, sekundiert von seinem Gesellen, einen langen Monolog, angefangen bei der Anzahl der Zentimeter pro Ritter über die Auswahl des Holzes bis hin zum Transport. Die Ritter und der König wenden sich entgeistert ab, während der Schreiner immer neue Schwierigkeiten bei der Ausführung des ungewöhnlichen Auftrags aufzählt. Es folgt eine Szene, in der wiederum ein Schwert in einem Stein zu sehen ist, diesmal mit einem eingeblendeten Hinweis auf die Gründung der EU. Dann läuft der Abspann an und man sieht den Schreiner in einem Gespräch mit Robin Hood, dem er gerade die Schwierigkeiten erklärt, die sich aus dem Auftrag ergeben, Häuser auf Bäumen zu bauen. Wieder verfällt der Schreiner in eine Litanei aus Problemen und Details, während Robin Hood und seine Gefolgsleute das Weite suchen. Am Ende des Abspanns ist noch immer die Stimme des Schreiners zu hören, der auf seine Auftraggeber schimpft und ihnen den Besuch eines großen schwedischen Möbelhauses empfiehlt.

„Dark Ages“ ist aus meiner Sicht für die Projektarbeit interessant, weil der Film auf amüsante Weise den Finger in typische „Projektwunden“ legt:

  • die Kluft zwischen Visionen und Umsetzung

Die Konfliktlinien, die in unzähligen Projekten zwischen Fach- und Entwicklungsabteilungen verlaufen, sind ja fast schon sprichwörtlich. Missverständnisse, gegenseitige Geringschätzung der Fähigkeiten („die wissen nicht, was sie wollen“; „die hacken nur stumpf vor sich hin“) und mangelnde Kommunikation sorgen für Dauerbrandherde.

  • gescheiterte Kommunikation

Der Film zeigt gleich mehrere Formen von Kommunikationsproblemen: der abgebrochenen Kommunikation auf dem Schlachtfeld soll der Aufbau einer egalitären Kommunikation folgen (runder Tisch), die an der Unvereinbarkeit verschiedener Gesprächskulturen (Artus, Schreiner) scheitert. Die Uneinsichtigkeit des Schreiners, der bis zuletzt nicht verstehen kann, warum die Auftraggeber sich von ihm abwenden, demonstriert die Kontinuität von Kommunikationsproblemen. Sie pflanzen sich ewig fort, wenn sie nicht an der Wurzel gepackt und bearbeitet werden.

  • Führungsprobleme

Wenn das Management ins Operative eingreift, kann das bekanntlich ungeahnte Folgen haben. Bei den „Bauprojekten“ im Film fehlt die vermittelnde Instanz zwischen der Geschäftsleitung (Artus, Robin) und dem Entwicklungsteam (Schreiner, Geselle).

„Dark Ages“ ist ein guter Aufhänger, um die genannten Themenfelder in Projekten, z.B. im Rahmen eines Workshops, zu bearbeiten. Warum also nicht einfach mal den Werkzeugkoffer erweitern und eine kurze Filmvorführung einbauen?

 

 

Quelle Foto: © Guido Vrola – Fotolia.com

| 2 Kommentare

 
Top | Impressum | Datenschutz