Spaß an der freien Rede – mit Story Cubes und Phrasendreschmaschine zu mehr Kreativität
7. Juli 2017
Mögen Sie gern spontan vor größerem Publikum Geschichten erzählen? Oder unvorbereitet fachliche Zusammenhänge erläutern? Es gibt ja Menschen, die können erzählen, was sie wollen – die Zuhörer hängen förmlich an ihren Lippen und saugen die Worte gierig auf. Doch die meisten von uns fallen bei der freien Rede wohl eher nicht in die Kategorie Naturtalent. Viele versuchen, mit einer möglichst guten Vorbereitung Fehltritte zu vermeiden, andere setzen auf ihre körperliche Erscheinung und ein unerschütterliches Selbstbewusstsein. Spontane Auftritte lassen sich aber nur sehr begrenzt vorbereiten, und ein selbstbewusstes Auftreten ist zwar eine gute Grundlage, aber längst kein Garant für einen Erfolg.
Um auf Großgruppenveranstaltungen oder auch in wichtigen Meetings mit einer „Story“ punkten zu können, braucht es vor allem eins: viel Übung. Und da kann man einiges tun, was zudem noch eine Menge Spaß macht. Es muss nicht gleich der ausgefeilte Storytelling-Workshop sein – mit den folgenden drei Übungen können Sie sich und Ihre KollegInnen ganz einfach herausfordern und neben der Fähigkeit zur freien Rede zugleich Kreativität und Körpersprache schulen.
3-Wort-Geschichten
Bilden Sie Gruppen mit ca. 3-4 TeilnehmerInnen. Jede/r schreibt nun drei Begriffe auf einen Zettel, die möglichst wenig mit einander zu tun haben, z.B. Kekse, Iltis, Radiergummi oder Mähroboter, Polschmelze, Rheumasalbe. Sie können auch Fachbegriffe einfließen lassen oder die Übung unter ein bestimmtes Motto stellen. Ihrer Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Die Zettel werden so gefaltet, dass die Begriffe nicht sichtbar sind. Die gefalteten Zettel werden gemischt und auf die TeilnehmerInnen verteilt – ohne dass die Begriffe aufgedeckt werden. Und nun geht’s los. Nacheinander treten die TeilnehmerInnen vor und erzählen eine Geschichte, in der die drei Begriffe auf ihrem Zettel eine tragende Rolle spielen. Wichtig:
- Die Begriffe werden erst auf der „Bühne“ aufgedeckt.
- Die drei Begriffe müssen in derjenigen Reihenfolge in der Geschichte auftauchen, in der sie auf dem Zettel notiert sind.
- Jede Person muss mind. 90 Sekunden durchhalten.
Am besten ist es, die Vorträge mit einer Videokamera aufzuzeichnen. So kann man anschließend die Auftritte z.B. hinsichtlich Gestik, Mimik, Stimme und Sprechverhalten auswerten.
Story Cubes – Geschichtenwürfel
Die Story Cubes sind ein visueller Geschichtengenerator. Sie bestehen aus neun Würfeln, deren Seiten mit unterschiedlichen Symbolen bedruckt sind. Insgesamt stehen also 54 Bilder zur Verfügung. Die Durchführung ist denkbar einfach: Bilden Sie Gruppen mit ca. 3-6 TeilnehmerInnen. Jede Gruppe erhält ein Würfelset. Nun wird nacheinander gewürfelt und jeweils eine Geschichte zu den neun erscheinenden Symbolen erzählt. Wichtig:
- Jede Geschichte beginnt mit „Es war einmal…“
- Alle neun Symbole müssen in der Geschichte auftauchen.
- Jedes Symbol darf nur einmal verwendet werden.
- Die Reihenfolge der Symbole ist egal.
- Begonnen wird mit dem Symbol, das der jeweiligen Person am meisten auffällt.
Die Geschichtenwürfel sind eine tolle Sache, um Fantasie und Kreativität zu beflügeln und das Fabulieren zu üben. Sie eignen sich für Gruppen ebenso wie für den individuellen Einsatz, und man kann mit verschiedenen Varianten spielen:
- Wer mag, kann seine Geschichten auch aufmalen, aufschreiben oder aufnehmen.
- Man kann die Geschichte mit jedem neuen Wurf fortsetzen (Ketten-Geschichte).
- Man kann die Geschichte erzählen, ohne die erwürfelten Symbole zu benennen (Meisterklasse).
Es gibt die Story Cubes von Rory mittlerweile in vielfältigen Ausgaben und auch als App für das Smartphone. Wenn man mit mehreren Personen spielt, macht die „Hardware“ aber definitiv mehr Spaß.
Die Phrasendreschmaschine
Kennengelernt habe ich dieses „Monstrum“ auf einem Workshop, den wir für uns und unsere MitarbeiterInnen organisiert hatten. Die Trainerin generierte anhand kleiner Rädchen zusammengesetzte Begriffe, die es in sich hatten. Mit den Rädchen lassen sich Karten bewegen, auf denen verschieden Begriffe, Buzzwörter, Phrasen notiert sind. In drei Sichtfenstern erscheinen dann die Teile der Phrase, die Dreh- und Angelpunkt eines frei gehaltenen Vortrags von mind. 2 Minuten Länge sein soll. Phrasendreschmaschinen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen.
Auch online kann man sich interessante Phrasen erstellen lassen, z.B. beim Orthografie Trainer. Dieser schlägt mir für heute folgende Phrase vor: „Progressive Kompetenzfreigabe im Sinne karikativ untermauerter Kapazitätsuntermauerung.“ Herrlich! Auf unserem Workshop hatten wir als AnfängerInnen übrigens sehr launige Referate u.a. über „Machtvolle Selbstverantwortung“, „unverzichtbare Fortschrittssicherung“ und „globale Kapitalvernetzung“. Wir haben die Vorträge damals übrigens per Video aufgezeichnet und anschließend hinsichtlich der verbalen und non-verbalen Gestaltung der Auftritte ausgewertet. Die Resonanz war super.
Alle drei vorgestellten Methoden können ohne größere Vorbereitung einfach eingesetzt werden und bieten viele Möglichkeiten des Lernens. Probieren Sie es aus – viel Spaß!
Zum Weiterlesen:
- Präsentieren ohne Vorbereitung
- Vorstandssicher präsentieren: 5 Tipps für Projektleiter und Berater
- Visualisierung leicht gemacht
Quelle Foto: @ philllbg – Fotolia.com
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