Vertrauen reduziert Komplexität
31. Oktober 2007
„Weiche Faktoren“ werden in der analytisch geprägten Denkweise in Projekten häufig belächelt. „Harte Fakten“ wie Budget, Zeit oder analytisch fassbare Kennzahlen stehen im Vordergrund. Meiner Erfahrung nach geschieht dies in seiner Ausschließlichkeit zu Unrecht. So kann beispielsweise Vertrauen die Komplexität in Projekten reduzieren und dadurch Kosten für unnötige Arbeitsschritte einsparen.
Wenn Sie kein Vertrauen in grundlegende Parameter Ihres Alltags hätten, würden Sie morgens nicht einmal das Bett verlassen. Der erste Schritt aus dem Bett könnte im Abgrund enden, der zweite Schritt endete möglicherweise an der Wand, die am Vortag noch nicht existent war. Lähmende Angst und ein tief sitzendes Entsetzen wären die Folge.
Durch Vertrauen setzen wir Dinge voraus, die wir nicht mehr absichern müssen. Die Summe der Möglichkeiten, wie die Welt für uns erscheint, wird durch Vertrauen geringer. Wir benötigen weniger Kontrollarbeit, um die Welt auf Abgründe zu testen.
Dies gilt auch im Projektmanagement. Habe ich Vertrauen zu meinen Leuten und verfalle nicht der Tendenz zum Mikromanagement, kann ich meine Arbeitskraft auf andere Bereiche konzentrieren. Habe ich keinerlei Vertrauen in ein Softwareteam und deren Fähigkeiten, so müsste ich das Projekt vorab komplett „zum Test“ implementieren, die Aufwände messen, daraus eine Planung generieren, um erst dann das Projekt „sicher“ ablaufen zu lassen. Ein derartiges Vorgehen ist mir tatsächlich einmal in einem Unternehmen begegnet. Hat ein Team umgekehrt kein Vertrauen zu seinem Projektmanager, so wird es sich ständig absichern, untereinander, dem Manager und sich selbst gegenüber. Einem Team das richtige Maß an Vertrauen entgegenzubringen und selbst Vertrauen für sich als Person herzustellen, ist die hohe Führungskunst im Projektmanagement, die sich in beide Richtungen finanziell lohnt.
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