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Atmosphären Check-up in Projekten




 

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Aus dem Turnaround-Management wissen wir, wie wichtig das emotionale Klima in Projekten ist. Wer in einem gefährdeten Projekt das Ruder herumreißen will, muss zuallererst den emotionalen Turnaround schaffen und das Team aus seiner Stimmungskrise holen.

Stimmungen zu erfassen (und zu managen!) lohnt sich aber nicht nur in Krisenprojekten. Die systematische Einblendung der emotionalen Ebene macht in allen komplexen Projekten Sinn, sei es aus Gründen ihrer Frühwarnfunktion für Fehlentwicklungen oder einfach, weil eine gute Stimmung die Produktivität und das Wohlbefinden des Teams steigert. Wer sich dabei nicht allein auf seine „atmosphärische Intelligenz“ verlassen mag, sollte einen Griff in die Werkzeugkisten von Psychologie und Pädagogik wagen. In unserer Praxis haben sich vor allem zwei Methoden für den Atmosphären Check-up in Projekten bewährt, das (1) Stimmungsbarometer und (2) Befragungen. Und so geht’s:

(1) Das unkomplizierte Stimmungsbarometer eignet sich besonders für schnelle, regelmäßige Atmosphären Check-ups in kurzen Intervallen. Sie brauchen dazu nicht mehr als eine ausreichende Anzahl an Pappkarten mit den bekannten Wettersymbolen Sonne, Wolken, Regen, Gewitter etc. Ein guter Rahmen für den Einsatz sind Teammeetings. Jedes Teammitglied erhält einen Satz Pappkarten und wählt zu einem vereinbarten Zeitpunkt das Wettersymbol aus, das seiner Stimmung am nächsten kommt. Dies kann anonym erfolgen, z. B. indem man eine Wahlurne verwendet. In überschaubaren Gruppen, und wenn Sie die Stimmung explizit als Thema in der Sitzung aufgreifen wollen, macht es Sinn, die Aktion offen durchzuführen. Alle halten dann ihre Karten wie bei einer Abstimmung hoch oder legen sie auf dem Besprechungstisch ab. So wird das Ergebnis unmittelbar ersichtlich. Auch bei einer anonymen Erfassung ist es wichtig, dass die Befunde zeitnah transparent gemacht werden. Am besten richtet man kurze Feedback-Workshops ein, in denen die aktuelle „Wetterlage“ besprochen und ggf. gemeinsam konkrete Schritte zu einer Klimaverbesserung vereinbart werden.
Das Stimmungsbarometer hat viele Vorteile: Es macht Spaß, der Einsatz ist einfach, der Aufwand gering und die Stimmungsäußerungen erfolgen spontan und intuitiv. Außerdem kann man damit das „Tageswetter“ in einzelnen Regionen (Abteilungen, Teilprojekte) genauso darstellen wie die „Großwetterlage“ im Gesamtprojekt und die „Klimakurve“ im zeitlichen Verlauf.

(2) Wenn man genauer erfassen will, welche Emotionen die Atmosphäre im Projekt prägen, sind Befragungen ein geeignetes Werkzeug. Sie lassen sich spezifischen Problemlagen flexibel anpassen und ermöglichen es, gezielt bestimmte emotionale Ausprägungen abzuprüfen: Wie viel Mut ist noch vorhanden? Ist das Gros der Teammitglieder eher ängstlich oder frustriert? Wie hoch ist das Wut-Potenzial?
Die genaueren Ergebnisse haben allerdings ihren Preis: Vorbereitung, Durchführung und Auswertung sind aufwändiger als der Einsatz des Stimmungsbarometers. Die Erstellung geeigneter Fragebögen und Interviewleitfäden setzt sozialwissenschaftliches Know-how voraus. Belohnt wird man jedoch mit differenzierten Stimmungspattern, die frühzeitig Aufschluss über Entwicklungen unter der Oberfläche geben und gezielte Interventionen möglich machen.

Wer Lust hat, mehr zum Thema zu lesen, kann sich hier meinen Beitrag „Hexenkessel, Eiszeit, Jammertal: die Gefühlslage des Teams erfassen“, erschienen im ProjektMagazin, herunterladen. Ich freue mich über Feedback.

 

 

Quelle Foto: © D.R.3D – Fotolia.com

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