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Mut zum Aufstehen




 

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Das Meeting dauert jetzt schon zu lange. Die Argumente fangen aus Ihrer Sicht an, sich zu wiederholen. Die Debatte wird immer hitziger. Es kommt nichts Neues mehr hinzu. Zwei Meinungen stehen einander unversöhnlich gegenüber. Ihrem Empfinden nach geht die Diskussion immer stärker ins Persönliche. Doch das ist noch längst nicht Alles: Eine Viertelstunde später wird es noch schlimmer. Es werden nur noch Vorwürfe auf persönlicher Ebene ausgetauscht – der diskutierte Sachverhalt ist völlig aus dem Sichtfeld verschwunden. Fäuste werden geballt, Köpfe werden rot, die Stimmen werden lauter. Einzelne Äußerungen überschreiten nun deutlich die Peinlichkeitsgrenze. Andere Anwesende bringen sachliche Argumente ein, um die Situation wieder zu beruhigen. Dies gelingt zunächst auch. Doch nach 10 Satzsequenzen bricht sich die unsachliche Diskussion wieder Bahn. Schlimmer als zuvor kommen die Streithähne wieder zur Sache.

Vielleicht haben Sie eine ähnliche Situation in Ihrer Karriere als Projektmitglied oder als Projektleiter und Verantwortlicher für die Moderation eines Meetings schon einmal erlebt. Vielleicht ist Ihnen diese spezielle, spannungsgeladene unangenehme Atmosphäre noch in gefühlter Erinnerung. Und vielleicht haben Sie auch zu denen gehört, die versucht haben, auf die sachliche Ebene zurückzukehren, indem Sie analytisch feinsinnig argumentiert haben. Und zu Ihrer Enttäuschung hat sich die Situation nicht gebessert. Dann habe ich einen Vorschlag für Sie:

Das Einzige, was meiner Erfahrung nach in einer solchen Situation hilft, ist beherzt aufzustehen – und zwar im wörtlichen Sinne. Das zieht den Fokus der Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe weg vom bisher Gesagten und Gefühlten und schafft Luft. Die unangenehme Situation ist kurzzeitig beendet. Dabei gilt es, nicht den Zorn der beiden Streitparteien auf sich zu ziehen. Das gelingt am besten, indem Sie Ihre Hilfe anbieten, nicht im Argumentieren, sondern im Darstellen der beiden gegensätzlichen Positionen. Die Frage: „Was haltet ihr davon, wenn wir die beiden Positionen hier auf diesem Flipchart gegenüberstellen“ leitet geschickt ein. Stehen Sie also vom Tisch auf und gehen Sie zum Flipchart hinüber. Das Denken der Kontrahenten wird wieder sachorientiert, weil es sich darauf konzentriert, wie die eigene Position am besten dargestellt werden kann.

Beide Seiten haben Hilfe angeboten bekommen; das ist eine Einladung, der sich eigentlich niemand entziehen kann. Die Argumente werden durch das Medium Flipchart und Sie als am Flipchart stehende Person vermittelt ausgetragen. Niemand hat in diesem Moment verloren, weil ja ein neues Spielfeld betreten wird. Und Sie haben eine Machtposition als Vermittler gewonnen, die Sie im weiteren Verlauf des Meetings weiter geschickt nutzen können.

Seien sie mutig, stehen Sie auf und verhindern Sie schlimmere Not! Und das Ganze am besten so frühzeitig wie möglich. Sobald ein Meeting ins Persönliche abgleitet, sollten Sie – als verantwortlicher Moderator, aber auch als engagiertes Teammitglied – diesen Trick nutzen. Er hat in meiner Praxis bisher immer funktioniert und ist so einfach, wenn man nur dem kurzzeitigen Impuls, sich entnervt abzuwenden oder wegzuducken, widersteht.

 

 

Quelle Foto: © ArTo – Fotolia.com

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