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Erfolgreiches Change-Management – Was wir von Klinsmann lernen können




 

Haben Sie die WM 2006 mit der gleichen Begeisterung verfolgt wie ich? Nun ja, ich muss zugeben, dass ich zunächst an ein frühzeitiges Ausscheiden der deutschen Mannschaft glaubte. Ich wurde eines Besseren belehrt: Deutschland wurde Dritter.

Radikale Veränderungen sind also möglich. Jürgen Klinsmann ist es in nur zwei Jahren gelungen, aus einer Mannschaft, die verkrusteten Alt-Herren-Fußball spielte, ein dynamisches Team zu formen, das beachtliche Erfolge vorweisen kann.

Wie konnte dieses Change-Projekt gelingen? Was können Unternehmen daraus ableiten? Der Artikel „Das Klinsmann-Projekt“ im Harvard Business Manager (Juni 2008) von Dr. Wolfgang Jenewein (Universität St. Gallen) gibt Antworten auf diese Fragen. Er beschreibt den radikalen Wandel der Organisation sowie den emotionalen und integrativen Führungsstil Klinsmanns als wesentliche Erfolgs-Voraussetzungen. Nachfolgend einige Zitate aus dem lesenswerten Beitrag.

Auf organisationaler Ebene ging Klinsmann folgendermaßen vor:

  • Er schuf ein Gefühl der Dringlichkeit.
    Der Bundestrainer konnte mit einer Stärken-Schwächen-Analyse die Reformbedürftigkeit der deutschen Nationalmannschaft aufzeigen, etwa die Defizite in Trainingslehre und Sportwissenschaften.
  • Er etablierte eine starke Führungskoalition
    Klinsmann wollte mit den Besten der Besten zusammenarbeiten. Er holte Oliver Bierhoff und Joachim Löw in sein Team und stellte damit sicher, dass auch die menschlichen Qualitäten stimmten.
  • Er entwickelte Vision und Strategie und kommunizierte diese kontinuierlich.
    Die Vision war der Gewinn der WM 2006. Fußball sollte die Menschen in Deutschland wieder begeistern. Voraussetzung zur Zielerreichung war eine offensive und aggressive Spielstrategie.
  • Er förderte die Eigendynamik und räumte umfassende Handlungsfreiheiten ein.
    Klinsmann ließ die Fachleute ihre Arbeit machen und beschränkte sich aufs Moderieren. Neue Ideen und Initiativen waren dabei jederzeit willkommen.
  • Er versuchte kurzfristig sichtbare Erfolge zu erzielen und diese zu sichern.
    Erfolge sind essentiell, um den Wandel nicht zu behindern. Klinsmann rief den Confederations Cup 2005 als Generalprobe für die WM aus. Die deutsche Mannschaft bestand den Test mit Bravour und wurde Dritter.
  • Klinsmann verankerte die neuen Ansätze im Alltag.
    Er achtete darauf, dass das Change-Projekt nicht allein von seiner Person abhängig war. Nur so gelang es, dass Löw und Bierhoff das Team auch nach Klinsmanns Weggang erfolgreich weiterführen konnten.

Klinsmann Führungsstil ist emotional und integrativ. Jenewein nennt ihn den „4i“-Führungsstil:

  • Identifizierend
    Klinsmann war eine starke Identifikationsfigur für Mannschaft und Betreuerstab, die sich in Krisenzeiten schützend vor das Team gestellt hat, wie etwa beim 1:4 gegen Italien nur drei Monate vor der WM.
  • Inspirierend
    Jürgen Klinsmann wurde nicht müde, dem Team die Vision „den Gewinn der WM 2006“ zu vermitteln. Er ließ Motivationsvideos anfertigen, die die großen Momente der deutschen Mannschaft zeigten und weckte so positive Emotionen bei gleichzeitiger Stärkung des Selbstbewusstseins der Spieler.
  • Intellektuell
    Der Bundestrainer integrierte die Spieler, wann immer es möglich war. So ließ er vor jedem WM-Spiel ein Mannschaftsmitglied eine Kabinenansprache halten. Um die Spieler geistig anzuregen, wurde eine Vortragsreihe mit namhaften Persönlichkeiten organisiert.
  • Individuell
    Klinsmann führte während seiner Amtszeit unzählige Einzel-Gespräche mit seinen Spielern, um daraus individuelle Entwicklungsmaßnahmen abzuleiten. Auch das Training wurde individualisiert.

Die oben genannten Maßnahmen zeigen praxisnah, welche Stellschrauben vom Führungs-Trio um Jürgen Klinsmann für den erfolgreichen und nachhaltigen Wandel angewandt wurden. Auch nach dem Rücktritt Klinsmanns überzeugt die Mannschaft durch gute Leistungen.

 

 

Quelle Foto: © DOC RABE Media – Fotolia.com

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