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Entbehrlich sein




 

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Unentbehrlich sein zu wollen ist menschlich. Wer möchte nicht gerne gefragt sein und im Mittelpunkt stehen? Das gilt auch für Manager. Besonders externe Berater haben ein Interesse daran. Das hat ganz sicher auch finanzielle Vorteile.

In Großprojekten und Turnarounds hingegen wirkt dieses gelernte und verinnerlichte Muster kontraproduktiv. Zieht man zuviel Arbeit an, kann man nicht schnell genug delegieren. Als Kopf wird man zum Flaschenhals – unentbehrlich zu sein führt in diesen herausfordernden Umgebungen unweigerlich zu Überlastung und Misserfolg.

Ich möchte erfolgreich sein. Da stellt sich die Frage: Wie wird man entbehrlich? Meiner Erfahrung nach gelingt dies durch das Schaffen von Strukturen und Abläufen in Projekten und Organisationen. Ich habe dabei die folgenden Erfahrungen gemacht:

Die Strukturen dürfen auf keinen Fall zentralistisch sein. Statt „alle berichten an einen“, berichtet vernetzt jeder an jeden, für den die Information wichtig ist. Dafür müssen Gremien geschaffen werden. Statt „alle bitten eine Person um eine Entscheidung“, bereiten die Personen, die am meisten zur Entscheidung beitragen können, die Entscheidung vor, so dass sie schon „getroffen ist“. Das impliziert: Strukturen werden dynamischer, gelten vielleicht nur für Phasen im Projekt, ggf. sogar nur für wenige Tage. Und es strengt an, ist aber effizient und fördert Redundanzen und damit die Reaktionsfähigkeit des Projektteams auf unvorhersagbare Ereignisse. Nicht mehr einzelne Personen sind wichtig, sondern die vernetzte und dynamische Struktur.

Verlässlichkeit und Ordnung schafft man hingegen durch Abläufe. Meetings finden immer zum gleichen Zeitpunkt, für die gleiche Dauer und den gleichen Teilnehmerkreis statt. Sie haben eine feste Struktur und werden in immer der gleichen Weise effizient moderiert. Beispiele sind die morgendliche Telko und die wöchentliche Projektleiterrunde. Aus diesen festen Abläufen ergeben sich häufig auch die angesprochenen virtuellen Strukturen, quasi kleine Projekte im Projekt: „Sorgt ihr drei bitte binnen vier Wochen dafür, dass die benötigten Daten da sind“.

Meine These: In großen und komplexen Projekten werden Strukturen dynamischer und Abläufe fester. Für mich ist diese Erfahrung wichtig, um entbehrlich sein zu können und Erfolg zu haben.

Und wenn das alles bei Ihnen nicht klappt oder Sie der These nicht zustimmen mögen, lesen Sie doch noch den Artikel Verschnaufpausen für Unentbehrliche von Monika Setzwein.

 

 

Quelle Foto: © Klaus-Peter Adler – Fotolia.com

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