Die Feedbackfalle
10. Januar 2011
Feedback, die Rückmeldung auf eigenes Handeln durch andere Personen, ist Grundlage für stetiges Lernen und Verbessern. Feedback als Einholen von Meinungen zu zukünftigen Handlungen erlaubt es, mögliche Handlungsoptionen zu bewerten und nicht in Sackgassen zu laufen, die anderen Personen im Unternehmen oder sogar dem eigenen Team schon bekannt sind. Feedback ist – so verstanden – das Licht, das zukünftige Wege ausleuchtet und in komplexen Situationen Sicherheit beim Voranschreiten bieten kann. So ist es mehr als sinnvoll, dass z.B. Scrum Feedback durch die Retrospektive lebt.
Doch Feedback innerhalb eines Teams zur Sicherung der stetigen Fortentwicklung ist etwas anderes als das Einholen von Meinungen und Einschätzungen durch einen Manager, der eine Abteilung oder ein Unternehmen zu führen hat. Dort kann der ständige Blick auf die Einschätzungen Anderer auch seine Schattenseiten haben. Gerade in Situationen, in denen schnelles und entschlossenes Zupacken erforderlich ist (z.B. bei Turnarounds von Krisensituationen) kann dieses Verhalten sogar zur Falle werden und nicht intendierte Folgen haben.
Meiner Erfahrung nach ist bei systemverändernden Maßnahmen in Krisen vor allem eines gefragt: Schnelles Entscheiden und entschlossenes Handeln. Die Menschen in einem Unternehmen oder großen Projekt benötigen in Drucksituationen Entlastung durch einen Manager, der mit wehender Fahne vorangehend einen Weg aufzeigt, dem man folgen kann. Und das funktioniert nur, wenn man schnell, konsequent und ohne ständiges „Absichern“ los läuft.
Zuviel Feedback in solchen Situationen
- kostet zuviel Zeit, die Geschwindigkeit des Entscheidens und Handelns ist nicht ausreichend („Es geht nichts voran.“, „Es geht so weiter.“)
- erzeugt Unsicherheit und lähmt das Unternehmen oder Projekt („Der weiß auch nicht weiter.“)
- erweckt den Eindruck des nicht Verändern-Wollens und -Könnens in einer kritischen Situation („Der fragt zu viel und macht nichts.“)
So hilfreich und entlastend Feedback in schwierigen Situationen für mich auch ist: Ich setze es bewusst und dosiert ein. Denn sonst schadet es mehr als es nützt, besonders wenn es zu Unsicherheit der Beteiligten führt. Und letztendlich ist es meine Aufgabe als Manager, auch in schwierigen Situationen schnell zu entscheiden und zu handeln. Die Übernahme des Risikos ist der Job.
Quelle Foto: © iQoncept – Fotolia.com
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