Wie man sich aufführt, so führt man.
18. April 2011
„Wie man sich aufführt, so führt man“ – so lautete der Titel des Keynote-Vortrags von Prof.Dr. Thomas Schwartz auf der Messe „Personal2011 Nord“ am 6.4.2011 in Hamburg.
Prof. Dr. Schwartz ist Honorar-Professor für Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Hochschule Augsburg und näherte sich als „Ethiker“ mit der Werte-Frage an das Vortragsthema an. Was wird angestrebt, was ist mir und damit für uns (Firma, Abteilung) wichtig? Die erste Frage, die die Führungskraft sich stellen müsse, sei die Frage „bin ich mir wichtig?“, die Frage nach dem Selbstverständnis von sich als Mensch mit dem Ziel „glücklich sein“, wobei Glück philosophisch definiert wird als „Fülle des Sein-Könnens“. Diese Potenziale (eigene und die der Mitarbeiter) könnten ausgeschöpft werden durch eine Zielsetzung, den Willen dieses Ziel zu erreichen, entsprechende Handlungsoptionen (Freiheit) sowie eine vernünftige (nachvollziehbare) Wahl der Mittel.
Führung bedeute in diesem Zusammenhang „Bewegung anstoßen“, „in Bewegung halten“ und steuern – nämlich in die gewünschte Richtung. Reibungen (Probleme) müssten geglättet werden und die Führungskraft müsse selber in Bewegung sein. Erfolgreich führen heiße demnach „glücklich machen“ im philosophischen Sinne. Geglücktes Führen bedeutet nach Schwartz: Im Bewegen zur Fülle des eigenen Sein-Könnens gelangen.
Das klingt höchst interessant – ist für meinen Geschmack aber auch einigermaßen abstrakt.
Als ich den Vortrag besuchte, hatte ich einen ganz anderen inhaltlichen Schwerpunkt erwartet. Ich ging davon aus, mehr über die Vorbildfunktion von Führungskräften zu erfahren. Dieser Aspekt wurde in dem Vortrag nur kurz angerissen durch die Aussage „Wenn ich in Bewegung halten will, muss ich selbst auch bewegt sein“.
Vorbildfunktion, dies kennen wir alle nicht nur im beruflichen Alltag, sondern auch aus anderen Lebenssituationen z.B. in der Kindererziehung oder im Sportverein. „Wie man sich aufführt, so führt man.“ Das bedeutet für mich vor allem Authentizität und Reziprozität. Ich kann von meinen Mitarbeitern nichts verlangen, was ich nicht selbst bereit bin zu geben. Wenn ich meinen Mitarbeitern kein Vertrauen in ihre Arbeit gebe, wie können sie dann mir vertrauen? Wenn ich ihnen nicht mit Wertschätzung ihrer Person und ihrer Arbeit entgegentrete, wie kann ich erwarten, dass sie mich und meine Arbeit wertschätzen?
Oder um es volkstümlich auszudrücken: wie ich in den Wald hineinrufe, so schallt es hinaus!
Quelle Foto: © diez-artwork – Fotolia.com
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