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Social Loafing – soziales Faulenzen in der Teamarbeit




 

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Social Loafing bezeichnet den Effekt, dass Menschen in Gruppen nicht ihre volle Leistung bringen, sich also in der Gruppe ausruhen und faulenzen.

Ursprünglich untersucht wurde ein ähnlicher  Effekt durch den Agraringenieur Maximillian Ringelmann, der die Zugkraft von Pferden als Einzelkämpfer und innerhalb von Gespannen untersuchte. Er konnte nachweisen, dass die Pferde innerhalb der Gruppe niemals die volle Leistung erbrachten. Beim sogenannten Ringelmann-Effekt war jedoch unklar, ob das Versuchsergebnis durch Verluste bei der Koordination oder durch einen Motivationsverlust der Pferde eintrat.

Weitergehende Versuche mit menschlichen Gruppen gipfelten in einer Meta-Analyse durch Karau und Williams, die das Phänomen des Motivationsverlustes in über 80 (zusammen getragenen) Experimenten belegen konnten ( S. J. Karau/K. D. Williams (1993), Social Loafing, in: Journal of Personality and Social Psychology, 65, p. 681-706).

Dabei wurden insbesondere folgende ergänzende Beobachtungen sichtbar:

  • Social Loafing tritt verstärkt bei Routineaufgaben auf. Bei schwierigen Aufgaben steigt die Leistung des Einzelnen eher, weil er/sie sich durch die Gruppe geschützt und entlastet fühlt.
  • Besonders stark tritt das Phänomen auf, wenn die Teilleistung des Einzelnen innerhalb der Gruppe nicht oder nur teilweise sichtbar ist (wenig soziale Kontrolle).
  • Eine Person strengt sich dann in einer Gruppe besonders an, wenn das persönlich erzielte Ergebnis für sie einen individuellen Wert hat.
  • Männer neigen stärker zum sozialen Faulenzen als Frauen, und in westlichen Kulturen ist das Phänomen stärker ausgeprägt als in östlichen.

Das Ergebnis zeigt, dass ein unreflektierter Glaubenssatz wie „wenn wir ein Team haben, dann stimmt die Leistung schon“  Schaden anrichten kann. Meiner Erfahrung nach sind besonders Umgebungen mit einem dogmatischen agilen Ansatz in Gefahr, in die Faulenzer-Falle zu geraten. Auch dort bedeutet Führung die Gestaltung der Rahmenbedingungen für das Team, die den beschriebenen Effekt vermeiden helfen – und nicht zuletzt meist alle Teammitglieder zufriedener machen.

Insbesondere kann Führung, wenn das Ziel ein High-Performance-Team ist,

  • den Teammitgliedern zyklisch klar machen, welche Verantwortung sie für das Gesamtergebnis tragen.
  • die Bedeutung der Leistung der einzelnen Teammitglieder deutlich machen und herausstellen, z.B. durch sichtbare individuelle Ziele und Belohnungen.
  • individuelle Beitrage würdigen, insbesondere wenn sie Innovation (Kreativleistung) oder schwierige Aufgaben betreffen.
  • bei jedem Teammitglied für Herausforderungen sorgen (Routine vermeiden).
  • in der Kommunikation für eine hohe soziale Kontrolle innerhalb der Gruppe sorgen.

Ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand bei der Vermeidung des Social Loafing in Ihren Teams!

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Quelle Foto: © Dmitry Ersler – Fotolia.com

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