PMI-Methode
22. Oktober 2012
PMI-Methode? Ja – aber nicht der PMI Standard!
Es kommt oft anders als man denkt:-)
Dienstag morgen 8h45: Ein herrlicher Morgen. Der strahlend blaue Himmel und warme Sonnenstrahlen begleiten mich auf meinem Weg zur Arbeit. Gut gelaunt, fast wie im Fluge, nehme ich die Treppe ins Büro. Kaum habe ich die Tür geöffnet schallt mir auch schon ein herzliches „Moin Moin“ von meinem Kollegen aus der Kaffeeküche entgegen. Es duftet verführerisch nach Kaffee. Schnell die Tasche ins Büro gestellt, die Tasse geschnappt und einen leckeren Kaffee mit meinem Kollegen geschlürft. Der Tag fängt gut an!
9h00: Die Besprechung mit dem Produktmanagement startet.
9h33: Die Besprechung zieht sich hin. Prodi, unser Produktmanager, fordert die Implementierung eines aufwendigen Produktfeatures und verteidigt seinen Standpunkt mit entsprechenden Argumenten. Codi, unser Experte aus der Entwicklung, hält dagegen. Er argumentiert mit Aufwand, Komplexität, bestehender Software Architektur und macht einen Alternativvorschlag.
9h47: Die Diskussion ist zäh. Neue Argumente werden ins Spiel gebracht, die Standpunkte clever verteidigt.
10h00: Die Entscheidung ist vertagt, ein Folgetermin für 17h00 verabredet. Das wird ein anstrengender Tag!
13h15: Bei einer Tasse Kaffee geht mir die Diskussion von heute morgen durch den Kopf. Klar, am Ende war es nur noch eine unsachliche, emotionale Diskussion zwischen Prodi und Codi. Es ging nur noch darum, den eigenen Standpunkt zu verteidigen anstatt eine gute Lösung zu finden. Wieder mal ein typisches Beispiel für eine Diskussion, in der Standpunkte verteidigt werden, die aufgrund eines ersten Eindrucks, oberflächlichen Denkens oder auch aufgrund von Vorurteilen eingenommen werden. Dass dann auch noch Emotionen und persönliche Empfindlichkeiten ins Spiel kommen, ist auch ganz normal. Schön, dass das ganz normal ist – aber wie kann ich die beiden Kontrahenten heute Nachmittag dazu bewegen, die Vorschläge neutral zu betrachten? Als Außenstehender könnte man denken: Na ja, ist doch ganz einfach, erst mal alle Punkte zum jeweiligen Vorschlag sammeln und dann bewerten. Hm, ich werde es mit einem PMI versuchen.
Die PMI-Methode
PMI steht für Plus-Minus-Interesting nach Edward de Bono.
Die PMI-Methode ist ein Werkzeug, das die Aufmerksamkeit bewusst in verschiedene Richtungen lenkt, um möglichst viele Aspekte zu einem Thema zu sammeln ohne eine Bewertung vorzunehmen. Die Aufmerksamkeit wird zuerst bewusst auf die Pluspunkte, dann auf die Minuspunkte und zuletzt auf die interessanten Punkte gelenkt. Interessant sind Punkte, die nicht eindeutig positiv oder negativ sind oder bei denen es noch Klärungsbedarf gibt. Die Suche ist auf jeweils 3 Minuten begrenzt. Wenn das PMI in einer Gruppe durchgeführt wird, ist es sinnvoll, dass jeder Teilnehmer seine PMI Punkte auf einen Zettel schreibt, um eine vorzeitige Diskussion zu verhindern. Anschließend werden die Einzelergebnisse auf einem Whiteboard zusammengefasst.
Wichtig für die Anwendung der PMI-Methode:
- als Erstes NUR die Pluspunkte sammeln
- als Zweites NUR die Minuspunkte sammeln
- als Letztes offene Fragen bzw. Punkte sammeln, die nicht eindeutig Plus oder Minus sind
- darauf achten, dass die zeitliche Begrenzung von z.B. jeweils 3 Minuten eingehalten wird
- auf keinen Fall die einzelnen Punkte während der Sammelphase diskutieren
- im Anschluss an das PMI kann eine Bewertung oder Klärung offener Punkte erfolgen
Das scheint auf den ersten Blick eine einfach anzuwendende Methode zu sein. Der Schein trügt allerdings, denn es ist gar nicht so einfach, die eigenen Gedanken für drei Minuten ausschließlich auf die Pluspunkte zu fokussieren ohne gedanklich abzuschweifen und in eine Bewertung abzudriften. Das kostet schon einige Übung und Selbstdisziplin. Probieren Sie die PMI-Methode doch einfach mal an spannenden Fragen aus der Tagespresse aus.
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Viel Spaß!
Quelle Foto: © mbarb – Fotolia.com
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