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Internes Outsourcing




 

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Welcher IT-Verantwortliche kennt den Wunsch nach mehr Lieferleistung nicht? Sogar das Geld wird in einem solchen Falle manchmal zur Nebensache. Als Leiter Technik wird man vom Vorstand, Geschäftsführern, Investoren, Produktmanagement und Sales bedrängt. Für die Verwirklichung ein paar genialer Geschäftsideen zählt diesmal Geschwindigkeit um jeden Preis. Und unisono haben die Anforderer auch schon die Lösung parat: Machen Sie doch Outsourcing!

Das Ablehnen des angebotenen Budgets trifft auf Unverständnis. „Ich habe gehört, Firma X aus der Branche Y macht das auch, sogar im Land Z, also auch noch nicht einmal so teuer. Und die sind so erfolgreich.“ Der Hinweis, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden, lässt einen als kleinkarierten Verhinderer des Erfolgs erscheinen. In  machen Fällen hilft es auch nicht, strukturiert und sauber einige der folgenden Argumente aufzuführen:

Wir können nicht von heute auf morgen outsourcen, weil

  • unsere Codeplattform nicht so sauber in Komponenten zerlegt ist, dass wir einzelne Module nach außen geben können.
  • wir nicht mal eben eine Infrastruktur zur Verfügung stellen können, auf der die externe Firma entwickeln kann.
  • wir nicht in ausreichendem Maße Führungspersonal (z.B. Projektmanager und Testleiter) zur Verfügung stellen können, die Arbeiten des Outsourcing Partners überwachen können.
  • die Fachabteilung nicht in der Lage ist, fachliches Wissen (in Form von Dokumenten oder verbal) in ausreichendem Maße an den Outsourcing Partner zu übertragen.
  • Bestimmte strategische Informationen und Daten geheim sind und nicht transferiert werden dürfen.

Einige der Argumente scheinen nur die Vorurteile wieder einmal zu bestätigen: die Technik kann nichts und schiebt auch noch der Fachabteilung die Schuld in die Schuhe.

Meiner Erfahrung nach ist es für ein Unternehmen in dieser Lage sinnvoller, sich nicht in diese Schlacht der Argumente zu begeben. Statt zu sagen „wir können nicht outsourcen“ hilft es dem Unternehmen mehr, im praktischen Feld zu lernen, was beim Thema Outsourcing schon funktioniert und was in der gesamten Organisation noch angepasst werden muss.

Die Lösung ist einfach, erfordert je nach Unternehmen aber zum Teil große Anstrengung und Aufwand: Man startet ein Projekt „Internes Outsourcing“. Alle für ein Outsourcing notwendigen Strukturen werden in einer internen Simulation so weit aufgebaut, bis man guten Gewissens externe Partner Schritt für Schritt in das Gesamtsystem integrieren kann.

  • Es werden Infrastrukturkomponenten (z.B. Entwicklungssysteme, Testsysteme) bereitgestellt.
  • Es werden Mergestrategien entwickelt, Reviewmechanismen bereitgestellt und das Deployment angepasst (Prozesse und Tools).
  • Es wird ein Team separiert (aus internen Mitarbeitern), die man kommunikativ und räumlich von den anderen Teams trennt.
  • Es wird eine Führungsstruktur für das Team ausßerhalb und innerhalb  aufgebaut.
  • Es werden geeignete Tools zur Planung und Steuerung entwickelt und vereinbart.
  • Fachliche Inhalte werden durch geeignete Dokumente und Prozesse an das Team übertragen.
  • Die Betriebsorganisation wird auf die Lieferungen des intern outgesourcten Teams vorbereitet, und es wird umgekehrt z.B. eine Bugfixing-Vereinbarung getroffen.
  • Die Organisation der Fachseite (Produktmanagement, Marketing, Sales) wird so angepasst, dass sie den fachlichen Input in ausreichender Menge und Geschwindigkeit leisten kann.
  • Es wird die Grundlage für vertragliche Vereinbarungen geschaffen, z.B. Vereinbarung von KPI.

Internes Outsourcing ermöglicht es, das Risiko eines Big-Bang-Outsourcing durch ein lernendes Vorgehen zu überwinden. Schritt für Schritt wird allen Beteiligten der Organisation klar, was Outsourcing bedeutet und dass nicht nur die Technik/IT, sondern das ganze Unternehmen betroffen ist. Einzelne Komponenten des Projektes können frühzeitig genutzt werden, so machen sich klare Trennungen und Vereinbarungen bereits frühzeitig bezahlt und können auch in anderen Teilen der Organisation verwendet werden. Und die Organisation kann auf dem Kontinuum zwischen „Alle Mitarbeiter sind an einem Standort und entwickeln in einem System“ und „Wir haben keine interne IT mehr, dafür 25 Partner in 23 Ländern mit 17 verschiedenen Sprachen“ die für sie richtige Option wählen.

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Quelle Foto: © by-studio – Fotolia.com

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