Werkzeuge zur Bewältigung unterschiedlicher Komplexität
3. Dezember 2013
Sich verändernde Komplexität – egal, ob sie sich erhöht oder vermindert – ist in einer Managementsituation in einem Projekt oder einem Unternehmen immer mit der Frage verbunden, ob die eingesetzten Werkzeuge für die jeweilige Situation angemessen sind. Die Auswahl dieser Mittel, die der Verantwortliche (Manager, Lead Developer, Architekt…) mit einer Gruppe von Menschen vereinbart hat, ist entscheidend für den erfolgreichen Umgang mit herausfordernden Situationen. Verändert sich die Komplexität, so müssen auch die Werkzeuge angepasst werden.
Bei diesem schwierigen Anpassungsvorgang, der nicht immer bewusst erfolgt, hilft mir das folgende dreistufige Modell:
Das 3-Stufen-Modell
1. Gewissheit
Ist eine Situation stabil, kann sie genau beschrieben werden und es ergeben sich aller Voraussicht nach keine unerwarteten Veränderungen. Man kann vom Zustand der Gewissheit sprechen. In dieser Situation eignen sich die Werkzeuge:
- Planen
- Analysieren
- Automatisieren
2. Unsicherheit
Treten vermehrt unerwartete Veränderungen der Situation ein, die nicht mehr einfach und komplett beschrieben werden können, dann ist die Komplexität so weit gestiegen, dass man vom Zustand der Unsicherheit sprechen kann. Geeignete Werkzeuge zum Umgang sind:
- Übersichten, Modellbildung und Methodik
- Risikomanagement
- Statistische Methoden
3. Ungewissheit
Ist die Situation nicht mehr beschreibbar und kann schon der nächste Tag nicht mehr vollständig vorhergesagt werden, ist die nächste Stufe der Komplexität erreicht. Die Zukunft ist vollständig ungewiss. In dieser Situation helfen die Werkzeuge:
- Intuition
- Faustregeln
- Erfahrung
Die Wahl der Werkzeuge
In meiner Managementpraxis erlebe ich immer wieder Situationen, in denen Werkzeuge eingesetzt werden, die für die jeweilige Komplexitäts-Stufe ungeeignet sind. In Situationen der Gewissheit ist der analytisch-planerische Ansatz einfach effizienter, gefühlte Entscheidungen hinderlich. Und in Situationen von Ungewissheit hilft weder Planen noch ein ausgefeiltes Risikomanagement. Eine Faustregel wie „Versuche innerhalb von kürzester Zeit mit dem kleinstmöglichen Team ein sichtbares Ergebnis zu erzielen“ ist dann hilfreicher, ebenso erfahrene Leute, egal welcher Profession.
Unsicherheit und Ungewissheit wird oft gleichgesetzt und mit ausgiebigen Modellbildungen und Risikomangement-Verfahren wird versucht, die Situation in den Griff zu bekommen. Aufgrund der aufwändigen Verfahren werden dann Entscheidungen bei Ungewissheit oft zu spät getroffen. Der Tanker fährt gegen die Klippe, weil man noch nicht alle Instrumente ausgewertet hat.
Ich wünsche Ihnen immer das richtige Gespür bei der Auswahl Ihrer Werkzeuge – und gerade in Situationen der Ungewissheit schnelle Entscheidungen, ausreichende Erfahrung und die richtige Intuition bei Ihren Entscheidungen.
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