Application Operations
10. Juli 2014
Im Spannungsfeld zwischen Entwicklung und Betrieb bin ich jetzt in mehreren größeren Unternehmen auf tiefgreifende Differenzen gestoßen. Dabei findet sich häufig das gleiche Grundmuster:
Die Entwicklungsabteilung fühlt sich von den KollegInnen im Betrieb bei den Entwicklungsvorhaben oft alleine gelassen oder schlecht beraten: Meist wird eine ganzheitliche Beratung vermisst, die z.B. die Themen Application Server, Netze, Hardware, Firewall und Speicherlösungen umfasst. Benötigt man für eine Entwicklung mehrere Server, so möchte man auch so beraten werden, dass hierfür Firewall-Änderungen und Anpassungen der Speicherlösungen notwendig sind. Diese Form der Beratung fällt den meisten Operations-Abteilungen schwer, denn sie haben sich funktional nach den Spezialistenthemen aufgeteilt, was aus ihrer Sicht aus Know-how- und Effizienzgründen zur Gewährleistung eines professionellen Betriebes ja auch sinnvoll ist. Als Kollege aus der Entwicklung kommt man sich jedoch häufig so vor, als ob man eine Treppe bestellt hat, die man benutzen will und hoffentlich noch rechtzeitig bemerkt, dass man ganz vergessen hat zu sagen, dass die Treppe auch fest und stabil angebracht werden soll.
Die KollegInnen vom Betrieb haben hingegen vor allem eines im Blick: Sie möchten in erster Linie den reibungslosen Betrieb der Anwendungen sicherstellen. Und wenn es im Betrieb brennt, wird das gesamte Operations dafür sorgen müssen, die Betriebsstörung zu beheben. Ressourcen zur Unterstützung der Entwicklung sind dann nicht vorhanden.
Betrachtet man das beschriebene Problem aus neutraler Position, so fällt auf:
- Es handelt sich um einen klassischen Zielkonflikt, in dem sich die KollegInnen aus dem Betrieb befinden: Zum einen müssen sie den professionellen Betrieb gewährleisten. Zum anderen müssen sie die KollegInnen aus der Entwicklung möglichst ganzheitlich beraten.
- Meiner Erfahrung nach stehen häufig für das zweite genannte Ziel wenig oder gar keine Ressourcen zur Verfügung, sondern werden alle zur Erreichung des ersten Ziels benötigt.
- Das erste Ziel hat immer die höchste Priorität, weil ein Problem im Betrieb unternehmenskritisch sein kann.
Um den beschriebenen Zielkonflikt zu lösen, haben wir in unserer Praxis den folgenden Ansatz gefunden, der sich schon bei einigen Kunden bewährt hat:
- Man belässt die funktional aufgestellte Betriebsorganisation, um die notwendige Ordnung im Betriebsmodus der Betriebsorganisation zu belassen.
- Man bildet ein virtuelles Team „Application Operations“. Dieses besitzt Personal und Know-how aus allen Linienorganisationen. Die KollegInnen arbeiten für ein halbes Jahr im Team.
- Oberstes Ziel von „Application Operations“ ist die Unterstützung der Projekte und Entwicklungsvorhaben. Die Verantwortung erstreckt sich auf die ganzheitliche Beratung der Entwicklungsteams.
- Mitglieder aus „Application Operations“ werden frühzeitig in den Entwicklungsprozess eingebunden und sind so für den Erfolg der Projekte mit verantwortlich. Das bedeutet, dass die Projekte gemäß vereinbarter Zielvorgaben geliefert werden können. Zugleich wird durch das Know-how für den Betriebsblickwinkel gesorgt.
Gerade in größeren und stark prozessorientierten Organisationen hat der Ansatz des „Application Operations“ das mittlerweile als Buzzword wieder verschwundene Devops-Gedankengut zum realen Leben erweckt.
Wie steuern Sie den Zielkonflikt zwischen der Anwendungsentwicklung und dem Betrieb in Ihrem Hause?
Zum Weiterlesen:
Quelle Foto: © Sergey Nivens – Fotolia.com
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