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Eskalationsstufen von Konflikten




 

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Der Verlauf von Konflikten ist von vielen Faktoren abhängig, so spielen etwa der kulturelle Kontext, die beteiligten Personen („Konflikttypen“ und vorhandene Konfliktlösungskompetenzen) oder auch die Beziehungen zwischen den Konfliktparteien (z. B. Abhängigkeitsverhältnisse) eine wichtige Rolle. Insofern verlaufen Konflikte immer unterschiedlich. Dennoch lassen sich in Konfliktverläufen überindividuelle, typische Phasen identifizieren. Dieses Wissen, das aus der sozialwissenschaftlichen Konfliktforschung stammt, ist wichtig bei der Wahl geeigneter Lösungsstrategien. Es hilft dabei, festzustellen in welchem Stadium sich ein Konflikt befindet und die Konfliktdynamik zu unterbrechen, bevor sie sich verselbständigen kann. Ansonsten droht eine „Treppe in den Abgrund“, wie die nachfolgende Grafik zeigt.

Bei den ersten beiden Stufen handelt es sich um Auseinandersetzungen, die in der Regel noch sachlich geführt werden. Die Konfliktparteien taktieren, sehen die Situation jedoch noch als win-win-Konstellation. Erste Missstimmungen und kleine Überlegenheiten führen hier zu einer Anbahnung des Konfliktes. Die meisten Konflikte beginnen, wenn eine gefühlte lose-win-Situation eintritt, d.h. eine der Konfliktparteien befürchtet, als „Verlierer“ aus der Debatte hervor zu gehen.

In der dritten Phase beginnen die Konfliktparteien, ihre jeweiligen Standpunkte offensiver und entschlossener zu vertreten. Die Auseinandersetzung intensiviert sich, man beginnt, einander zu misstrauen und richtet das eigene Verhalten auf eine win-lose-Strategie aus: „Ich gewinne, der andere verliert!“ Ab dieser Stufe empfiehlt es sich, eine externe Prozessbegleitung einzuschalten, um eine Ausweitung und Radikalisierung des Konfliktes zu verhindern. Bereits ab Stufe vier, in der die Konfliktparteien nach Verbündeten suchen und sich Koalitionen bilden, beginnt der Verlust einer bewussten Kontrolle und Steuerung bei den Konfliktbeteiligten. Jeder sieht sich im Recht und fühlt sich von der anderen Partei angegriffen. Der Konflikt lädt sich emotional immer stärker auf. In der Folge kommt es zu ersten Entgleisungen. Die Realitätswahrnehmung ist an dieser Stelle bei den Konfliktparteien so weit reduziert, dass eine Lösung des Konflikts ohne Hinzuziehen einer dritten Partei (Konflikt-Coach, Mediator) kaum mehr möglich ist.

Wird die Konfliktdynamik nicht unterbrochen, folgen Abschreckungsmanöver und Gewaltandrohungen. Es ist eine lose-lose-Situation entstanden, in der es den Konfliktparteien nur noch darum geht, einander möglichst viel Schaden zuzufügen, auch wenn man dabei selbst mit in den Abgrund stürzt. Ist ein Konflikt so weit eskaliert, dass es zu einer Ausübung von Gewalt kommt, ist in der Regel keine Umkehr mehr möglich. Dann hilft nur noch ein Machteingriff von „oben“, z. B. durch eine Entlassung, Versetzung oder die Auflösung der Gruppe.

So weit muss es nicht kommen. Ein frühzeitiges Eingreifen und eine geeignete Steuerung während der ersten drei Phasen unterbindet die Eskalation. In Projekten kann jeder Einzelne durch eine Verbesserung seiner Konfliktfähigkeit zu einer produktiven Nutzung von Konflikten beitragen. Besonders gefordert sind jedoch die ProjektmanagerInnen. In ihrer Verantwortung liegt es, Konflikte im Team (oder an Projektschnittstellen) rechtzeitig zu erkennen, sie – sofern noch möglich – kompetent zu moderieren und bei fortgeschrittenen Konflikten auf eine externe Prozessbegleitung zu drängen.

Wie eine Konfliktmoderation aussieht und worauf Sie als ProjektmanagerIn dabei achten sollten, können Sie hier lesen: Konfliktmoderation in 6 Schritten

 

 

Quelle Foto: © Kurt Hochrainer – Fotolia.com

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