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Psycho-Training für Manager




 

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Viele Manager und Managerinnen haben schon schwierige Situationen erlebt, in denen die eigene Psyche gestreikt hat und sich vielleicht auch körperliche Symptome eingestellt haben, von denen Durchfall und Magenschmerzen noch die harmlosesten sind. Vielleicht ist es Ihnen auch schon so gegangen und Sie haben nach einem Schalter gesucht, um wieder „funktionieren“ zu können.

Ich bin der festen Überzeugung, dass es einen solchen Schalter nicht gibt, sieht man einmal von nicht akzeptablem Doping durch Medikamente ab. Was kann man also als Manager tun, um sich in schwierigen Situationen selbst besser zu schützen? Interessant finde ich es, von Spitzensportlern zu lernen, die einem ähnlichen Druck ausgesetzt sind und Leistung auf den Punkt abrufen müssen. Neben dem normalen Training der jeweiligen Disziplin hat sich dort die Erkenntnis durchgesetzt, dass man auch mental trainieren muss, um Spitzenleistungen erbringen zu können. Am Anfang steht dort die Erkenntnis, dass die Bereitschaft zum ständigen mentalen Training notwendig ist. Wie kann man also trainieren?

Aus der mittlerweile umfangreichen Literatur zu diesem Thema finde ich aus Sicht eines Managers die folgenden Techniken am interessantesten:

  • Alles vorher im Kopf durchspielen: Fast alle Skispringer bei der Vierschanzentournee gehen mittlerweile die Sprünge vorher mental im Kopf durch. Das Loslassen und Anlaufen in der Spur, die Anlaufphase mit der Beschleunigung, der Absprung, das Aufstellen der Skier und der Start der Flugphase, der Flug selber, die Landung und das Ausgleiten mit dem Jubel der Fans. Für alle Abschnitte können schanzenspezifische Besonderheiten eingebaut werden. Auch in anderen Sportarten, die reaktivere Verhaltensweisen erfordern, ist mentales Durchlaufen mittlerweile fester Bestandteil im Training von Profis. Manager können ähnlich besonders schwierige Workshops oder Meetings mental vorher durchspielen, man kann sich ganze Projekte in den einzelnen Abschnitten zerlegen, man kann schwierige Arbeitswochen oder ganze Organisationsprojekte im Kopf durchspielen. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
  • Bildliche Vorstellungen von Erfolgen gewinnen: Nichts erleichtert das eigene Handeln mehr, als eine klare bildliche Vorstellung vom Erfolg zu haben. Das lässt Ängste überwinden, mutig handeln und motiviert zudem enorm. Die Belohnung ist ja schon in Aussicht. Profifußballer stellen sich zum Beispiel das Hinaufgehen zur Siegerehrung mit den jubelnden Fans, dem Blitzlichtgewitter der Reporter, den Pokal in den Händen des Mannschaftskapitäns beim Champions League Finale vor. Manager können sich z.B. mit Bildern vom tosenden Applaus nach einem Vortrag mental helfen und diese Vorstellung trainieren.
  • Der eigenen Kompetenz sicher sein: Nur, wer sich eine schwierige Aufgabe wirklich zutraut, kann sie, auch wenn es zwischendurch mal kritisch wird, bewältigen. In der Fachsprache nennt man das Kompetenzerwartung. Das notwendige Selbstbewusstsein kann man z.B. dadurch aufbauen, dass man ähnliche, aber leichtere Aufgaben durchführt und so innere Stärke gewinnt. Im Skisport wären dies Aufbaurennen mit leichteren Strecken oder leichteren Gegnern, beim Manager ein Vortrag vor einem kleineren, wohlgesonnenen Publikum zu einem wohlbekannten Thema. Eine zweite Möglichkeit in diesem Zusammenhang ist die Reflektion. So kann man sich in einer ruhigen mentalen Trainingsminute die eigenen Erfolge in ähnlichen Situationen bewusst machen, Gefühle, Bilder und Gespräche noch einmal Revue passieren lassen.
  • Den Erfolg durch Formeln herbeireden: Sicher muss man aufpassen, dass man es nicht übertreibt, sodass das eigene Verhalten lächerlich oder gar narzisstisch wirkt. Ich bin jedoch aus eigener Erfahrung der Auffassung, dass Formeln wie „Wir schaffen es“, „Wir haben schon so viel erreicht“, „Wir sind die Besten“ sowohl der eigenen Person als auch Tems und Organisationen helfen, Erfolge leichter und sicherer zu erreichen. Das ständige Wiederholen, vielleicht auch zu Beginn während einer ruhigen mentalen Trainingssession, aber auch im Alltag, unterstützt das eigene Verhalten oder das einer Organisation erheblich. Auch hier kann man vom Sport lernen. „Mir san mir“, der Spruch der Bayern aus München, hat sich tief in deren Kultur verfestigt und hat sicher den Münchner Ballfreunden geholfen, so stetig, selbstbewusst und überlegen Erfolge zu erreichen. Gleichzeitig kann man mit dieser Technik auch die zweifelnden Stimmen ausschalten und durch positive Formeln ersetzen.
  • Das optimale Aktivierungsniveau einstellen: Wer kennt das nicht: das Aktivierungsniveau kann so stark steigen, dass man nur noch aufgeregt hin und her rennt und nicht wirklich noch Aufgaben erledigt bekommt. Manchmal ist dann auch Übermotivation der Auslöser von unnötiger Anstrengung und in der Folge von Misslingen. Übermotivierte Mannschaften im Sport foulen zu viel und ein Spieler erhält die rote Karte, ein Skispringer springt zu stark ab und kann sich in der Folge nicht mehr auf das korrekte Einstellen der Skier konzentrieren. Auch das Gegenteil kann der Fall sein, Mannschaften wirken lethargisch und werden erst durch ein Gegentor aufgeschreckt. Im Sport wird deshalb Achtsamkeitstraining, z.B. Yoga oder autogenes Training eingesetzt. Dies verfolgt zwei Ziele. Zum Einen muss die Person lernen, sich des eigenen Aktivierungsniveaus bewusst zu werden, und das in jeder Situation. Zum Zweiten muss man lernen, aktiv das eigene Aktivierungsniveau zu drosseln oder zu erhöhen. Als Manager kann man damit beginnen, das eigene Aktivierungsniveau im Alltag zu hinterfragen, besonders in extremen Situationen. Die Steuerung kann man nur durch Achtsamkeitstraining, in welcher Form auch immer, erlernen und es bedarf besonderer Ausdauer.

Ich hoffe, der Beitrag hat Ihnen Anregungen gegeben, selbst mit dem mentalen Trainieren zu beginnen. Das fällt im täglichen operativen Druck sicher schwer, hilft jedoch langfristig enorm und gehört zum „Profi sein“ dazu.

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Quelle Foto: @ alphaspirit – Fotolia.com

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