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Messen mit Korrektiv




 

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Die Messung beeinflusst das zu messende Ergebnis. In der Quantentheorie ist dieses Prinzip hinlänglich bekannt, doch auch im Projektmanagement spielt es eine Rolle: Sobald ein Maß definiert ist und als Bewertungsmaßstab verwendet wird, beeinflusst dies den beobachteten Prozess.

Ein Beispiel: Wird der Projektfortschritt anhand der Zahl der umgesetzten Features gemessen und die Leistungsfähigkeit des Teams daran ermittelt, so ist zu erwarten, dass die „Größe“ eines Features im Laufe des Projektes abnehmen wird. Dies hat nicht so sehr mit Böswilligkeit zu tun, sondern vielmehr damit, dass es eine gültige Lösung für das Optimierungsproblem darstellt, in der vorgegebenen Zeit möglichst viele Features umsetzen zu müssen. In der Wissenschaft tritt ein ähnliches Phänomen auf, wenn die Zahl der Publikationen erhöht wird, da hiervon die Bewertung des Publizierenden abhängt.

In der Praxis bedeutet dies, dass eine Messung alleine nicht ausreichend ist: Der Maßstab selber – und insbesondere seine zeitliche Veränderung – muss immer mit betrachtet werden. Einer schleichenden Erosion des Maßstabs kann auf zweierlei Art begegnet werden. Entweder wird ein Gegenspieler etabliert, der einer Erosion entgegenwirkt. Im obigen Beispiel mit der Größe der Features könnte dies zum Beispiel ein Produktmanager sein, dem Kosten je Feature entstehen. Er hätte dann ein starkes Interesse daran, ein Feature möglichst groß werden zu lassen, was dem Bestreben des Teams zu Verkleinerung der Features entgegenwirkt. Oder die Maßzahl wird zwar erhoben, aber nicht zum (alleinigen) Bewertungsmaßstab. In diesem Fall fällt der Druck weg, die Arbeit hinsichtlich der Bewertungszahl optimieren zu müssen und damit der Anreiz, die Bewertungsgrundlage zu ändern.

In der Praxis wird man jedoch nicht umhin kommen, erhobene Zahlen auch zu benutzen, wodurch eine mindestens implizite Bewertung immer gegeben ist. Neben der Messung und der Änderung der Messergebnisse muss also auch der Maßstab immer mit betrachtet werden.

 

 

 

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