Finde den Fehler!
10. Oktober 2011
Bei der Gestaltung eines Prozesses für die Anforderungsanalyse stellt sich stets die Frage, wie detailliert und umfangreich die Analysephase sein soll. Diese Frage ist eng mit der Wahl des Vorgehensmodells im Projekt verbunden: sequentiell oder agil.
In einem Vortrag von Oral Avci werden die unterschiedlichen Ansätze dieser Vorgehensmodelle für das Finden von Fehlern in der Anforderungsanalyse beleuchtet. Sie liefern eine fundierte Begründung für das auf Erfahrung basierende Bauchgefühl, dass irgendwann die theoretische Analyse beendet sein muss und mit der Umsetzung begonnen werden muss.
Sequentielle Vorgehensmodelle
In Wasserfallmodell-Projekten werden Anforderungsanalysen oft sehr intensiv betrieben. So entstehen dann Lastenhefte mit erheblichem Umfang. Wird in der Realisierungsphase ein Fehler in den Anforderungen festgestellt, so wird der Prozess der Anforderungsanalyse weiter formalisiert, um solche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Unterstützt wird diese Vorgehensweise dadurch, dass in Schulungen oder Literatur zum Thema Anforderungsanalyse betont wird, dass die Kosten der Fehlerbehebung umso höher sind, je später der Fehler entdeckt wird.
Diese Vorgehensweise versucht, originäre Fehler bereits in der Anforderungsanalyse so früh wie möglich zu finden und daraus entstehende Folgefehler in der Implementierung zu vermeiden.
Agile Vorgehensmodelle
Die agile Anforderungsanalyse wird mit Hilfe von leichtgewichtigen Methoden wie z. B. User Stories durchgeführt. Der Detaillierungsgrad der erhobenen Anforderungen bleibt bewusst niedrig und wird während der Implementierung in persönlicher Zusammenarbeit weiter verfeinert.
Die Software wird nach jeder Iteration ausgeliefert. Dadurch kann die korrekte Definition und Umsetzung der Anforderungen früh anhand eines lauffähigen Systems überprüft werden. Auch lernt der Anforderer in diesem Szenario, ob seine Anforderungen überhaupt das widerspiegeln, was er wirklich will.
Die agile Vorgehensweise versucht, originäre Fehler in den Anforderungen möglichst früh zu finden, in dem sie anhand der lauffähigen Software verifiziert werden. Dabei wird bewusst in Kauf genommen, dass fehlerhafte Anforderungen auch zu Folgefehlern in der Umsetzung führen.
Zusammen wird ein Schuh draus!
Die o. g. Vorgehensweisen lassen sich komplementär nutzen. Um Fehler in den Anforderungen zu vermeiden, sollte der Prozess der Anforderungsanalyse ständig verbessert werden. Das ist unabhängig von einer agilen oder sequentiellen Vorgehensweise möglich. Um Fehler möglichst früh zu entdecken, sollte die Implementierungsphase mehrere Auslieferungen von lauffähigen Zwischenergebnissen vorsehen. So können Fehler in der Umsetzung bzw. in den Anforderungen frühzeitig erkannt und behoben werden.
Quelle Foto: © alphaspirit – Fotolia.com
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