Motivationshilfen fürs Kinderzimmer und Büro
12. März 2013
Die Führung als Projektleiter, ScrumMaster oder Product Owner findet i. d. R. ohne direkte Weisungsbefugnis und Personalverantwortung für die Mitarbeiter statt. Dies wird als laterale Führung bezeichnet. Aber auch ohne diese Möglichkeiten gibt es eine Vielzahl von Wegen, seine Mitarbeiter zu motivieren, eine Aufgabe zu übernehmen. Ich will diese Möglichkeiten anhand eines eines alltäglichen Beispiels erläutern, in dem ich versuche, meinen (virtuellen) Sohn dazu zu bewegen, sein Zimmer aufzuräumen.
„Wenn du dein Zimmer aufräumst, dann stolperst du nicht mehr über deine Spielsachen.“
Ich versuche dabei, meinen Sohn davon zu überzeugen, dass die zu erfüllende Aufgabe auch in seinem Sinn und für ihn mit Vorteilen verbunden ist. Hier hoffe ich darauf, dass er den Sinn einsieht und ihm die Aufgabe dadurch schmackhaft gemacht wird.
„Wenn du dein Zimmer aufräumst, dann darfst du heute länger auf bleiben.“
Klingt nach Bestechung, oder? Insbesondere bei unattraktiven Aufgaben fühlt sich mein Sohn schnell veralbert, wenn ich versuche, den Sinn dieser Aufgabe zu vermitteln. Bei dieser Art der Motivation, dem sog. Deal, kann ich ruhig zugeben, dass es keinen Spaß macht, das Zimmer aufzuräumen. Stattdessen biete ich ihm eine Belohnung an. Aber Vorsicht! Kinder (und Erwachsene) gewöhnen sich sehr schnell an die Belohnung und erwarten sie dann regelmäßig.
„Räum doch bitte dein Zimmer für mich auf!“
Diese Möglichkeit basiert darauf, dass mein Sohn Vorteile für sich sieht, wenn er es für mich tut. Söhne (und Töchter und Mitarbeiter) handeln auch in diesem Fall (leider) nicht aus selbstlosen Motiven. Vielmehr erhalten sie im Gegenzug etwas von mir persönlich. Was das konkret ist, hängt von mir ab. Bei meinem Sohn hoffe ich, dass ihn motiviert, dass ich ihm gegenüber Stärke ausstrahle und ich mich gut um ihn kümmere.
„Wir haben das doch vereinbart, dass du dich selbst um das Aufräumen deines Zimmers kümmerst.“
Mittlerweile habe ich es aufgegeben, eine „echte“ Motivation bei meinem Sohn zu erzeugen. Vielmehr appelliere ich jetzt an sein Pflichtbewusstsein und seine Einsicht. Ich erläutere ggf. weitere Hintergründe und beschreibe Ziele, die ich mit dieser Aufgabe erreichen will. Als zusätzliche Motivation kann ich den aktuellen Zustand als kritisch vermitteln: „Wenn du nicht aufräumst, dann denken alle, dass du keinen Platz mehr für weitere Spielsachen hast.“
„Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, dann sage ich das Mama.“
Wichtig ist bei dieser letzten Möglichkeit, dass sie vorher alle vorhergehenden Motivationsversuche ausprobiert und dokumentiert haben. Seien sie sich bewusst, dass Sie die Eskalation tatsächlich durchführen müssen, wenn Sie sie androhen. Ansonsten werden Sie als inkonsequent wahrgenommen. In diesem Falle muss die Eskalationsinstanz (Mama) von meinem Sohn als konsequenter und mächtiger wahrgenommen werden als ich.
Als Vorgesetzter mit Weisungsbefugnis haben Sie eine weitere und letzte Möglichkeit, in dem Sie Strafen (Abmahnungen) androhen oder Belohnungen entziehen (Bonus, Dienstwagen). Wenn Sie allerdings so weit gehen müssen, befindet sich das Verhältnis mit Ihrem Mitarbeiter bereits grundsätzlich in einem kritischen Zustand. Auch für weisungsbefugte Vorgesetzte stellen die o. g. Motivationsmöglichkeiten die Mittel der Wahl dar. Insofern sind die Instrumentarien im Bereich der Mitarbeitermotivation bei lateraler und disziplinarischer Führung gar nicht so unterschiedlich wie oft wahrgenommen.
Zum Weiterlesen: Was treibt Sie an?