Handzeichen in Workshops und Meetings
30. Mai 2018
Wenn der Schiri mit ausgestrecktem Arm auf den Elferpunkt zeigt, wird es ernst. Streckt die Taucherin ihren Daumen nach oben, wissen alle, dass sie auftauchen will. Und legt im Kino Ihr Sitznachbar seinen Zeigefinger auf die Lippen, wissen Sie, dass Sie das Quasseln jetzt lieber einstellen sollten. Handzeichen sind ein wichtiges Mittel der Kommunikation: schnell, präzise und effektiv. Wir alle sprechen mit unseren Händen und erkennen, was andere uns sagen wollen, wenn sie sich mit dem Finger an die Stirn tippen, die Daumen drücken oder einen Fingerkreis bilden. Dabei gilt natürlich: Andere Länder, andere Sitten! Um Fettnäpfchen zu vermeiden, empfiehlt sich die Kenntnis der gängigsten Handzeichen – oder der Verzicht auf vermeintlich „eindeutige“ Gesten.
Auch im Business machen Handzeichen Sinn, z.B. bei Großgruppenveranstaltungen, bei mehrsprachigem Teilnehmerkreis, aber auch in „normalen“ Workshops und Meetings. Einige Handzeichen – auch „Diskussionshandzeichen“ genannt – haben sich in den vergangenen Jahren fest etabliert. Andere basieren auf Eigenkreationen von TrainerInnen und ModeratorInnen, und so kommt es, dass manche Handzeichen mit widersprüchlichen Bedeutungen belegt sind. Wenn Sie in Ihren Besprechungen und Arbeitssitzungen künftig (mehr) Handzeichen einsetzen möchten, sollten Sie daher zwei Grundregeln beachten:
- Alle Handzeichen, die im Workshop verwendet werden sollen, müssen den TeilnehrmerInnen in ihrer Bedeutung erklärt werden – auch wenn Sie denken: „Das ist doch klar!“
- Handzeichen sollten, damit sie von allen gesehen und verstanden werden, immer in Kopfhöhe oder darüber angezeigt werden.
1. Melden von Redebeiträgen
Der Klassiker aller Diskussionshandzeichen ist natürlich die erhobene Hand für die Wortmeldung, regelgerecht mit gestrecktem Zeigefinger – kennen wir alle aus der Schule.
Eine nützliche Abwandlung ist das gleiche Zeichen, jedoch mit beiden Händen gleichzeitig ausgeführt. Damit zeigt jemand an, dass er oder sie direkt auf eine Frage oder einen Redebeitrag antworten möchte. Wichtig ist, dass dieses Zeichen nicht inflationär eingesetzt wird, so nach dem Motto „Ich habe da was ganz Wichtiges zu sagen“. Es geht immer um eine direkte Antwort.
2. Unterbrechungen anzeigen
Das Zeichen für Time-out kennen sicher die meisten aus dem Mannschaftssport: Eine Hand waagerecht halten, die andere Hand darunter mittig senkrecht platzieren. Das Zeichen kann vom Moderator für das Anzeigen einer kleinen Pause genutzt werden oder auch als Unterbrechung, wenn es im Workshop hakt. Sie können mit den TeilnehrmerInnen auch vereinbaren, dass jeder das Zeichen nutzen kann, um den Wunsch nach einer Pause zu äußern.
Wenn ein Meeting nicht rund läuft oder die Gespräche in eine Sackgasse zu geraten drohen, können Prozessvorschläge sinnvoll sein. Die aktuelle Diskussion kann dann unterbrochen und ein Vorschlag für das weitere Vorgehen gemacht werden. Um dies anzuzeigen, wird eine Hand senkrecht gehalten. Die Finger der anderen Hand formen einen Halbkreis und werden gegen die Finger der senkrechten Hand gestellt.
3. Zustimmung und Ablehnung äußern
Man kann viel Zeit (und Chaos) sparen, wenn man statt verbaler Zustimmung oder Ablehnung zu einer Meinung oder einem Vorschlag auf den „lautlosen Applaus“ setzt. Man wedelt dazu mit beiden Händen in der Luft. Zeigen die Finger nach oben, bedeutet dies „ja, ich stimme zu“. Wenn Ablehnung ausgedrückt werden soll, zeigen die Finger beim Wedeln nach unten.
Ein grundsätzliches Veto wird durch eine nach oben ausgestreckte geballte Faust deutlich gemacht. Eine Alternative (und weniger martialisch) dazu sind erhobene gekreuzte Hände mit ausgestreckten Fingern.
4. Priorisierungen vornehmen
Handzeichen können auch prima für die Priorisierung von Ideen oder Tagungsordnungspunkten eingesetzt werden. Eine sehr schnelle, zeitsparende Methode ist das „Daumenbarometer“. Damit kann die Stimmung gegenüber Vorschlägen und Vorgehensweisen auch in größeren Gruppen rasch visuell erfasst werden. Für die Durchführung des Daumenbarometers bitten Sie alle TeilnehmerInnen aufzustehen und sich in Über-Kopfhöhe eine waagerechte Linie zu denken. Diese Linie ist die neutrale Stellung des Daumens, der in der Ausgangsposition also waagerecht gehalten wird. Alle, die einen Vorschlag befürworten, heben nun den Daumen nach oben. Je höher der Daumen gehoben wird, desto größere Zustimmung wird signalisiert. Für „vollste Unterstützung“ zeigt der Daumen also senkrecht nach oben. Umgekehrt verhält es sich ebenso: Bei Ablehnung wandert der Daumen nach unten, und wiederum drückt der Neigungswinkel den Grad der Ablehnung aus.
Ganz ähnlich funktioniert die „Faust bis fünf Finger“-Methode. Sie lässt jedoch eine differenziertere Betrachtung zu, da sie das Maß von Ablehnung und Zustimmung genauer erfasst. Werden alle fünf Finger der erhobenen Hand ausgestreckt, so zeigt dies die starke Unterstützung eines Vorschlags an sowie die Bereitschaft, sich hier aktiv einzubringen. Vier Finger signalisieren eine ebenfalls starke Zustimmung. Wer drei Finger ausstreckt, steht dem Vorschlag neutral gegenüber, bekundet aber seine Bereitschaft zur Mitarbeit. Zwei Finger sagen „Ist mir egal“. Ein Finger bedeutet, dass ein Vorschlag keine Unterstützung findet. Die erhobene Faust zeigt aktive Ablehnung und kann als Veto-Zeichen vereinbart werden.
Feedback geben
Last but not least, sind unsere Hände sehr nützlich, um ein schnelles Feedback zu geben. Die Methode „Fünf-Finger-Feedback“ setze ich seit vielen Jahren sehr gern ein und habe ihr vor einiger Zeit einen eigenen Blogbeitrag gewidmet. Wie sie genau funktioniert, erfahren Sie, wenn Sie dem unten genannten Link folgen. Viel Spaß!
Wenn Sie diese Aufstellung von nützlichen Handzeichen ergänzen oder Ihre eigenen Erfahrungen teilen möchten, freue ich mich über Ihren Kommentar. Die anderen LeserInnen freut’s auch! Eine bebilderte Darstellung von einigen Diskussionshandzeichen finden Sie hier.
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