Outside the box – Denkmuster brechen
8. Juli 2021
Hin und wieder ist es gut, die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen und typische Routinen zu durchbrechen. Einfach mal morgens mit dem „falschen Fuß“ aufstehen oder als Paar für eine Nacht die Bettseiten tauschen. Beim Spazierengehen zwischendurch einige Meter rückwärts laufen, seitenverkehrt staubsaugen oder beim Tischdecken nur die linke (resp. rechte) Hand benutzen. Der menschliche Körper mag solche Dinge. Und unser Geist erst recht.
Routinen haben ihren Sinn. Viele Dinge tun wir ganz automatisch, was nützlich ist, weil es Zeit und andere Ressourcen spart. Auf der anderen Seite führen Routinen aber auch dazu, dass wir Vieles nicht (mehr) bewusst wahrnehmen und in Mustern verharren, selbst dann, wenn diese Muster uns nicht nutzen oder sogar schaden.
Das gilt auch für unser Denken. Wir alle haben unsere Denkgewohnheiten, Muster, die unbewusst ablaufen und uns das Leben leichter machen – manchmal aber auch schwerer. Denn Denkgewohnheiten sind zwar bequem, schränken uns zugleich aber auch ein. Damit meine ich aber nicht nur negative Denkweisen wie Glaubenssätze, Grübelkarrussels etc., denen man mit Achtsamkeitsübungen oder gezielten Coachings beikommen kann, sondern ganz grundsätzliche, „neutrale“ Denkmuster, die z.B. die Art und Weise steuern, mit der wir einem Problem begegnen.
Einstellungseffekt und funktionale Fixierung
Als nachteilig bei der Lösung von Problemen erweisen sich hier insbesondere zwei typische, beschränkende Denkmuster:
- der Einstellungseffekt (mental set effect): Dieser Effekt beschreibt die psychologische Neigung zur Mechanisierung des Problemlösens. Wenn sich eine Lösungsmethode in der Vergangenheit als erfolgreich erwiesen hat, neigen wir dazu, diese Lösung immer wieder anzuwenden. Aufgrund der positiven Erfahrungen wird die erlernte Lösungsmethode dann auch bei Problemen eingesetzt, für die es viel einfachere Lösungen gäbe. Das erworbene Denkmuster führt dazu, dass alternative Lösungswege gar nicht mehr gesehen werden bzw. man gar nicht auf die Idee kommt, nach einer alternativen Lösung zu suchen.
- die Funktionale Fixierung: Die funktionale Fixierung beschreibt die psychologische Tendenz, Dinge nur in ihrer gewohnten Gestalt, Funktion und Verwendung zu betrachten. Wenn es um die Lösung von Problemen geht, wird durch dieses Denkmuster das Erkennen neuer Funktionen und Verwendungsmöglichkeiten beschränkt. Überwunden werden kann dieses Muster, indem Objekte im Sinne einer kreativen Problemlösung „zweckentfremdet“ werden (z.B. Verwendung eines Feuerzeugs als Flaschenöffner – kennen vermutlich alle).
Brainteasing für Neugierige – 3 Übungen
Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und Lust bekommen haben, Ihre Denkgewohnheiten herauszufordern, dann habe ich hier drei schöne Übungen für Sie.
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Das 9-Punkte-Rätsel:
Verbinden Sie alle 9 Punkte mit 4 geraden Linien ohne dabei den Stift abzusetzen. (Wem das zu einfach ist, kann es gern auch mit 3 geraden Linien probieren. – funktioniert auch.)
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Das Kerzen-Problem
Stellen Sie folgende Materialien bereit:
- eine Kerze
- eine Schachtel Reißnägel
- ein Päckchen Streichhölzer
Quelle Bild: spektrum.de, Lexikon der Psychologie
Befestigen Sie die Kerze nun ausschließlich mit Hilfe der bereitgestellten Materialien an einer Tür oder einer Pinnwand so, dass das Wachs nicht auf den Boden tropft.
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Die Fuchs-Huhn-Korn-Überfahrt
Eine Frau muss mit ihrem Boot einen Fluss überqueren und dabei einen Fuchs, ein Huhn und einen Sack Getreide ans andere Flussufer bringen. Sie kann auf einer Fahrt immer jeweils nur einen weiteren „Passagier“ mitnehmen. In welcher Reihenfolge muss die Frau Fuchs, Huhn und Korn transportieren, damit weder Korn noch Huhn gefressen werden?
Lösungen
Die Lösungen gibt es hier: Outside the box – Lösungen. Es lohnt sich aber, nicht zu schnell aufzugeben 😉 Manchmal muss man die Übung einfach ein bisschen liegen lassen – und vielleicht noch einmal die Hinweise zum Einstellungseffekt und zur funktionalen Fixierung anschauen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß. Kommentare, Anregungen, Hinweise, Ergänzungen usw. sind wie immer herzlich willkommen.
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