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Denken Sie systemisch?




 

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Komplexe Situationen, wie sie im Projektgeschäft an der Tagesordnung sind, erfordern systemisches Denken. Ich kenne kaum einen Projektmanager, der diesem Satz nicht mit Inbrunst oder zumindest einem wissendem Nicken zustimmen würde. Schließlich ist alles „Systemische“ seit geraumer Zeit in Mode – mittlerweile auch im Projektmanagement. Umso mehr verwundert es mich allerdings immer wieder, wie wenig diese Erkenntnis in der Praxis tatsächlich umgesetzt wird.

Vielleicht liegt es ja daran, dass viele eben doch nicht so recht wissen, was „systemisch“ genau bedeutet. Und vor allem: wie sie den Inhalt theoretischer Debatten auf ihr tägliches Tun herunter brechen sollen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass vielen ProjektmanagerInnen schlicht die Übung im Umgang mit systemischen Techniken und Denkweisen fehlt. Für beide Fälle möchte ich mit diesem Beitrag ein paar Impulse liefern.

Systemisches Denken beschreibt – einfach gesagt – die Fähigkeit, die Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen den Elementen eines Systems sowie dessen Eigendynamik zu erkennen. Für den Berufsalltag übersetzt bedeutet dies u.a.: (a) Handlungen auf ihre (beabsichtigten und unbeabsichtigten) Wirkungen und Fernwirkungen auf andere Personen, Abteilungen, Organisationen usw. überprüfen. (b) Situationen aus der „Wird-Perpektive“, nicht dem „Ist-Zustand“ heraus bewerten, (c) Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln eingrenzen, Ursache-Wirkung-Denken verabschieden. (d) Lenkbare von nicht lenkbaren Aspekten unterscheiden. (e) Bedeutung sozialer Beziehungen und Prozesse erkennen und nutzen.

Systemisches Denken ist für jede Führungskraft – egal ob im Projekt oder in der Linie – unverzichtbar, denn wer systemisch denkt,…

  • weiß, dass jedes Handeln und Unterlassen Auswirkungen auf das Gesamtsystem hat – und wird daher seltener von Entwicklungen überrascht.
  • ist sich seiner Verantwortung für die beabsichtigten und unbeabsichtigten Folgen seines Handelns und Unterlassens bewusst – und wird daher mit größerer Weitsicht handeln.
  • überblickt die wechselseitigen Abhängigkeiten und Wirkungszusammenhänge zwischen den Akteuren, erkennt Eigendynamiken des Systems – und kann daher komplexe Umfelder strategisch wirksam gestalten.
  • vermeidet Aktionismus und Übersteuerung, die nachträglich wieder „eingefangen“ werden müssen.
  • reduziert nicht-intendierte Wirkungen seines Handelns.

Wer sich im systemischen Denken üben möchte, braucht nicht unbedingt kostspielige Trainings zu buchen. Man kann sich mit ein paar einfachen Übungen ganz gut selbst auf die Sprünge helfen. Hier ein paar Tipps dazu:

  • Perspektivwechsel trainieren: Versetzen Sie sich einfach öfter in andere hinein. Bewerten Sie Situationen systematisch aus den verschiedensten Blickwinkeln. Wie sieht eine Situation für den Kollegen X, für Ihre Vorgesetzte, für Ihren Kunden, für … aus? Und: Wie fühlt sich die Situation dann jeweils an?
  • Fragetechniken einüben: Wer die richtigen Fragen stellt, fächert den systemischen Kontext auf. Probieren Sie doch mal zirkuläre Fragen aus: Was glauben Sie denkt Ihr CTO über die Chefin vom Product Management? Was glauben Sie welche Maßnahmen Ihr Kunde Ihrem Qualitätsbeauftragten empfehlen würde?
  • Soziogramme erstellen: Wer mit wem? Schauen Sie sich die sozialen Beziehungen in Ihrem „System“ an und machen Sie sich eine Skizze dazu. Wie sehen die bevorzugten Kommunikationswege aus? Welche Beziehungen sind von Sympathie, welche von Ablehnung oder Konkurrenz geprägt? Wo verlaufen Konfliktlinien?

Eine gute Einstiegsübung, um das systemische Denken zu trainieren, ist die Visualisierung von Problemstellungen, z.B. durch eine Zeichnung oder eine „Aufstellung“ der Situation mit Hilfe von Moderationskarten. Die Abbildung zeigt als Beispiel eine systemische Aufstellung aus einem meiner Coachings.

Unterstützende Fragen bei der Aufstellung sind: Wer oder was hat mit dem Thema zu tun? Wen betrifft das Thema? Welche Personen/Interessengruppen/Abteilungen/… sind direkt, welche indirekt involviert? Wie wirkt sich das Thema auf … aus? Was passiert, wenn das Thema nicht gelöst wird?

Zum Weiterlesen empfehle ich:
Politisch denken, systemisch handeln
Führung und Selbstorganisation

Copyright Foto: Setzwein IT-Management GmbH

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