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Wie entstehen Visionen?




 

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Wie wichtig Visionen im Geschäftlichen wie im Privaten sind, habe ich kürzlich in meinem Blogbeitrag    „Visionen im Unternehmen“ gezeigt. Offen geblieben ist jedoch die Frage, wie Visionen entstehen – und vor allem, mit welchen Mitteln man Visionen gezielt auslösen kann. Bei manchen Menschen sind die inneren Bilder einfach da. Lebenswünsche nehmen in der eigenen Vorstellung bildhaft Gestalt an und lenken das Tun und Wollen unbewusst in eine bestimmte Richtung. Doch auch, wo ein wenig nachgeholfen werden muss, stehen unterschiedliche Kulturtechniken und Methoden bereit, um Visionen gezielt zu entwickeln. Dies kann sinnvoll sein in krisenhaften Situationen, wenn die Orientierung verloren geht oder man grundsätzlich eine neue Richtung einschlagen möchte. Im beruflichen und geschäftlichen Kontext ist die Entwicklung von Visionen längst eine nachgefragte Dienstleitung, wenn es z.B. um die Entwicklung von Führungskräften oder die Erarbeitung einer Unternehmens-Vision geht.

Althergebrachte (und im Business-Kontext eher weniger geeignete) Techniken zur Auslösung von Visionen sind:

  • Gebete: In fast allen Religionen spielt das Gebet als Zwiesprache mit einer Gottheit eine große Rolle, es sind zahlreiche unterschiedliche Formen bekannt. Gläubige Menschen können durch die Praxis des Betens Eingebungen und Visionen erlangen.
  • Meditation: Durch diese nicht notwendig religiös ausgerichtete spirituelle Technik wird eine  hohe Konzentration des Geistes hervorgerufen, die zu absoluter Ruhe und Klarheit führt. Meditationen bewirken eine Bewusstseinserweiterung und können Visionen auslösen. Meditation ist gut erlernbar, erfordert jedoch viel, meist jahrelange Übung.
  • Vision Quest: Hierbei handelt es sich um eine ursprünglich indianische Kulturtechnik, deren Funktion die Initiation von Stammesmitgliedern war. Seit den 1970er Jahren wird die Visionssuche in abgewandelter Form den „Suchenden“ in den modernen Gesellschaften angeboten. Das Programm ist einfach: Auszehrende Wanderungen in der Wildnis ohne Nahrung, ohne Schlaf und ohne Begleitung. Die Visionen, die sich bei dieser Prozedur einstellen, sind eine Folge der außergewöhnlichen physischen und psychischen Beanspruchung. Das ist nicht jedermanns Sache und erfordert eine gute gesundheitliche Konstitution.

Neuere Methoden zur Visionsentwicklung, die sehr gut in Coachings und Workshops eingesetzt werden können, sind:

  • Phantasiereise: Bei einer Phantasiereise werden durch langsam gesprochene „Anleitungen“ eines Coachs innere Bilder erzeugt. Während man entspannt sitzt oder besser noch liegt, begibt man sich gedanklich auf Reisen. Oft werden Phantasiereisen zu Entspannungszwecken genutzt, dann führt der Weg z.B. an einen klaren Bachlauf oder auf eine blühende Wiese. Visionen kann man mit dieser Technik entwickeln, wenn der Weg in die Zukunft führt. Eine Kurzvariante wäre etwa: Verlassen Sie in Gedanken diesen Raum, verlassen Sie nun dieses Haus, diese Straße, diese Stadt. Sie schauen sich um und entdecken einen Weg. Sie folgen dem Weg und sehen in der Ferne eine Brücke. Sie überqueren die Brücke und sind im Land Ihrer Träume und Wünsche angekommen. Wie sieht es dort aus? Wie wohnen Sie? Welche Personen sind dort? Was arbeiten Sie? usw.
  • Wishstorming: Dies ist, im Gegensatz zur Phantasiereise, eine schnelle und aktive Methode, um Zukunftsbilder in sich selbst auszulösen. Beim Wishstorming wird man von einer Person, die nicht unbedingt Coach sein muss, 20 Minuten lang mit einer einzigen Frage traktiert, und zwar: „Sie haben einen Wunsch frei – welcher ist das?“ Diese Frage muss immer und immer wieder beantwortet werden, bis die Zeit um ist. Die Antworten werden dokumentiert und anschließend mit Blick auf die Visionsentwicklung ausgewertet.
  • Visions-Box: Die Arbeit mit der Visions-Box, einer Entwicklung des Hamburger Coachs Axel Janßen, ist vergleichsweise aufwändig, geht dafür aber mehr in die Tiefe. Die Grundidee ist, dass die inneren Antriebskräfte ( = Motive) eines Menschen wie z.B. Wissensdurst, Machtstreben, Bewegungsdrang, Statusorientierung usw. spezifische Bedürfnisstrukturen formieren.Visionen können insofern aus den individuellen Motiven abgeleitet werden, als die maximale Befriedigung der wichitgsten Bedürfnisse als erstrebenswertes Wunschbild gelten kann. Die Visions-Box setzt also zunächst die Kenntnis der eigenen Motivstruktur voraus. Diese kann durch Testverfahren wie z.B. MSA (Motivstrukturanalyse) und Reiss-Profile oder in einem Coaching mit Hilfe der Verwedung von Motiv-Karten ermittelt werden. Besteht Klarheit über die Motivstruktur, werden für die Visions-Box zuerst vier starke Motive ausgewählt. Zu jedem einzelnen Motiv werden anschließend vier konkrete Bedürfnisse notiert. Wenn z.B. das Motiv „Status“ ist, wären „ein großes Büro haben“oder „eine große Anzahl von Mitarbeitern führen“ jeweils konkrete Bedürfnisse. Nun erfolgt eine Bewertung, in welchem Maß diese Bedürfnisse in der Gegenwart befriedigt werden. Anschließend werden die vier Motive erneut reflektiert, dieses Mal unter der Fragestellung: „Durch welches Tun möchten Sie in der Zukunft die Erfüllung Ihrer Motive sicherstellen?“ Am besten arbeitet man mit Moderationskarten, wichtig sind zudem Pausen zwischen den einzelnen Schritten. Am Ende des Prozesses steht die Erarbeitung einer individuellen Vision, die an den zentralen Motiven der Person orientiert ist.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und viel Erfolg bei Ihrer Visionssuche und freue mich über Austausch und Anregungen.

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Quelle Foto: © Sunny studio – Fotolia.com

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