Auf den Punkt gebracht: Krisenbewältigung durch Reduktion
13. Dezember 2010
Es stimmt: Bilder sagen mehr als tausend Worte. Dies wird allerdings dann zum Problem, wenn mit Bildern eine Situation bewusst künstlich komplex gehalten wird. PowerPoint Präsentationen sind dafür ein allseits bekanntes Beispiel. Eine Folie mit 20 Komponenten und 100 Verbindungen ist nicht leicht zu verstehen. Wenn es dann noch 5 bis 40 weitere Folien gibt, die ähnlich komplex sind – spätestens dann ist ein Überblick über die Aussagen der Bilder unmöglich.
Gerade in schwierigen Projekt-Situationen ist es jedoch wichtig, komplexe Sachverhalte möglichst transparent und nachvollziehbar zu beschreiben. Nur so können Entscheidungen getroffen werden, die für das Erreichen der Projektziele nötig sind. Ich möchte Ihnen dazu gern einen Fall aus meiner Praxis schildern:
In einem meiner Projekte war es notwendig, eine Technologieauswahl für eine zentrale Konzernkomponente vorzunehmen. Nach einem aufwendigen Prozess unter Einhaltung aller Konzernrichtlinien haben wir im Projekt eine Entscheidungsvorlage mit mehreren Optionen für eine Technologieauswahl erstellt. Der Vorschlag wurde in den entsprechenden Gremien vorgestellt und löste dort heftige Diskussionen aus. Es bildeten sich zwei Fraktionen. Die eine Fraktion war für eine standardisierte Kauflösung, die zweite Fraktion war für eine Eigenentwicklung. Beide Lösungen kamen grundsätzlich in Frage, jedoch mit sehr unterschiedlichen Konsequenzen. Da es in den Gremien zu keiner Entscheidung kam, wurde eine finale Runde mit der Geschäftsführung einberufen.
Der Termin wurde von mir organisiert und durchgeführt. In der Einladung habe ich die Rahmenbedingungen für den Termin mitgeteilt. Um die Beteiligten dazu zu bewegen auf den Punkt zu kommen, war eine Bedingung, dass jede Fraktion ihre Sicht der Dinge auf nur einer (1!) Flipchartseite präsentieren sollte. Die Sitzung kam und eine Fraktion hatte den Teil mit dem Flipchart ignoriert. Sie bauten einen Beamer auf. Nachdem sie der Aufforderung, den Beamer wieder abzubauen, nicht nachkamen, stellte ich das Gerät – begleitet von heftigen Beschimpfungen – kurzerhand vor die Tür. Die eigens eingekauften Gäste mit der PowerPoint Präsentation beschwerten sich lautstark bei der anwesenden Geschäftsführung. Die Geschäftsführung verwies die Beschwerden an mich, da ich als Moderator für die Durchführung des Treffens verantwortlich war.
Nach einer kurzen Phase der Irritation malte nun auch die PowerPoint-Fraktion ein Flipchartbild und stellte so die Situation dar. Durch die Maßnahme „nur 1 Flipchartseite“ waren beide Fraktionen gezwungen, ihre Sichtweisen konkret auf den Punkt zu bringen. Die Bilder über die Situation und die sich anschließende Diskussion über die Bilder erwiesen sich schließlich als gute Entscheidungsgrundlage für eine der beiden Alternativen.
Quelle Bild: © Marek – Fotolia.com
| Keine Kommentare