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Entscheidungshilfe für Anspruchsvolle: 6-4-2




 

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Manchmal ist es schwierig, das Passende zu finden. Am letzten Samstag war ich mit Christian bei Zippels Läuferwelt in Kiel. Inspiriert von unserem guten Abschneiden beim MOPO Team-Staffellauf wollte er sich eine neue Laufjacke kaufen. Das klingt leichter als es ist, denn das gute Stück sollte gleich eine ganze Reihe von Anforderungen erfüllen. Egal, welche Variante der hübsche Verkäufer uns auch vorführte, irgendetwas passte immer nicht: Ärmel zu kurz, Applikationen hässlich, Stoff zu dick, Marke falsch, keine eingenähte iPod-Tasche usw. Am Ende sollte sogar eine gut sitzende Softshelljacke von Gore wieder auf die Kleiderstange wandern – nur weil sie blau war. Um nicht die nächsten Stunden in weiteren rappelvollen Sportgeschäften zu verbringen, rief ich „Halt!“ – und kürzte den Entscheidungsprozess beim Jackenkauf durch ein paar einfache Fragen ab.

Wie gefällt Dir die Passform? Oh, passt super.
Wie gefällt Dir die Funktionalität? Ist genau das, was ich für mein Training brauche.
Wie wichtig ist die Farbe im Vergleich zu Passform und Funktionalität? Hm, hm, o.k., dann nehme ich die.

Das Beispiel ist symptomatisch für Entscheidungsschwierigkeiten durch hohe oder diffuse Ansprüche oder auch erschlagende Optionsvielfalt: Man kommt einfach nicht zum Ziel. Dies ist im Projektmanagement ebenso zu beobachten wie im Produktbereich, oder im Management von Portfolios. Und wenn dann der Zeitdruck wächst oder eine Entscheidung aus anderen Gründen nicht mehr hinaus gezögert werden kann, muss man schließlich mit ungeliebten Kompromissen leben – weil man einfach keine Wahl mehr hat. Sinnvoll ist es daher, die Optionen vorher schon gezielt einzuschränken und sich zu fragen: Was genau ist mir wichtig?

Bewährt hat sich hier z.B. die 6-4-2 Methode. Man definiert dabei zunächst 6 Merkmale, die ein Objekt (Jacke, Wohnung, Produkt, was auch immer) wünschenswerterweise besitzen sollte. Aus diesen Merkmalen wählt man 4 aus, auf die man nicht gern verzichten möchte. Im letzten Schritt zwingt man sich, die 2 wichtigsten Punkte auszuwählen und richtet die Suche danach aus. Sie werden feststellen, dass dies die Sache in den meisten Fällen deutlich erleichtert 🙂

Die Zahlen sind dabei gar nicht so wichtig. Je nach Bereich können sie variieren. Der Trick ist, auf das Wesentliche zu fokussieren. Dies kann im Portfoliomanagement von Projekten so aussehen, dass man sagt: „Welches sind die beiden für das Unternehmen wichtigsten Eigenschaften von Projekten? Die Projekte, die diese beiden Eigenschaften erfüllen, haben die höchste Priorität, die bringe ich durch!“ Auch im Produktmanagement könnte durch stärkere Fokussierung viel gewonnen werden. Bereits in der Konzeptionsphase scheitern viele Produktideen, weil sie mit gewünschten Eigenschaften überfrachtet sind und deshalb z.B. bei der Budgetierung nicht berücksichtigt werden. Also, auch hier die Frage: „Welches sind die zwei wichtigsten Eigenschaften des Produktes? Die mache ich zuerst!“ Auch hier zeigt sich wie so oft: Weniger ist manchmal mehr. Und übrigens: Die blaue Softshelljacke ist schon jetzt das neue Lieblingsstück unter Christians Laufsachen.

Zum Weiterlesen:

Quelle Foto: © pilipphoto – Fotolia.com

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