Blockchain – immer mehr Unternehmen folgen dem Trend
26. Oktober 2017
Kennen Sie Blockchain? Man muss kein Nerd sein, um zumindest schon davon gehört zu haben: sichere Transaktionen durch dezentrale Netzwerke statt „Trusted 3rd party“-Prinzip, Smart Contracts, Dezentrale Autonome Organisationen. Vielleicht setzen Sie die Technologie in Ihrem Unternehmen auch schon ein oder experimentieren mit ihr herum. Damit befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Bosch, IBM, Daimler und viele andere große Unternehmen setzen auf die neue Technologie. Fast die Hälfte der deutschen Firmen prüft derzeit die Einsatzmöglichkeiten von Blockchain und jedes fünfte Unternehmen arbeitet bereits an Prototypen. Das hat eine jüngst veröffentlichte Studie gezeigt, die das Marktforschungsinstitut youGov im Auftrag von Sopra Steria durchgeführt hat.
Blockchain ist definitiv in der deutschen Wirtschaft angekommen, und die Unternehmen beeilen sich, auf den Zug aufzuspringen, um nicht überrollt zu werden. Die Erfahrungen mit Disruptionen anderer Art haben ihre Spuren hinterlassen. Blockchain wird in einem Atemzug genannt mit Virtual Reality, Big Data, IoT und Cloud Computing, sogar von einer weiteren „Revolution“ ist die Rede, die das world wide web selbst verändern wird, hin zum dezentralen, autonomen Web. Dass zumindest ihre Branchen sich durch die Blockchain-Technologie grundlegend ändern werden, davon sind gut 60% der befragten Fach- und Führungskräfte überzeugt.
Im Grunde genommen ist Blockchain so etwas wie ein sehr großes Kassenbuch, das dezentral geführt wird. Ständig erweiterbare Datenblöcke werden mittels kryptografischer Verfahren aneinandergereiht, „verkettet“ sozusagen. Daher der Name. Die Blockchain ist eine auf Tausenden Rechnern gleichzeitig geführte Datei. Alle Transaktionen aller Teilnehmer werden dabei vom gesamten Netzwerk validiert und gespeichert. Spätere Transaktionen bauen immer auf früheren Transaktionen zwischen den Geschäftspartnern auf. Wird eine Transaktion getilgt, werden gleichzeitig auch alle späteren Transaktionen zerstört, was Manipulationen leicht auffliegen lassen würde. Gespeichert werden die verketteten Blöcke nicht in einem zentralen Rechenzentrum, sondern die Datensätze werden auf Tausenden beteiligten Servern vervielfacht, was Attacken durch Hacker viel unwahrscheinlicher macht. Sobald eine Transaktion gespeichert ist, kann sie außerdem nicht mehr verändert werden – auch dies ein Schutz gegen Fälschungen und andere Manipulationen durch Dritte. Insgesamt macht ihre Funktionsweise die Blockchain zu einem sicheren Verfahren, das eine zeit- und kostensparende Alternative zu zentralen Vertrauensinstanzen wie z.B. Zertifikaten, Beglaubigungen oder Clearingstellen bietet.
Einsatzgebiete finden sich überall, wo Transaktionen stattfinden, die durch geschäftliche Vereinbarungen geregelt sind, also z.B. in der Zahlungs- und Kaufabwicklung, bei Revisionen, bei der Steuerung von Lieferketten und Dienstleistern. Vor allem Fin-Techs begeistern sich für die neuen Möglichkeiten, aber auch in anderen Branchen wächst das Interesse. Im verarbeitenden Gewerbe hat Blockchain lt. Studie einen Bekanntheitsgrad von 93%. In der öffentlichen Verwaltung dagegen liegt dieser Wert bei schwachen 53%.
Dabei ist die Blockchain-Technologie auch für öffentliche Verwaltungen hoch attraktiv. Register und Meldelisten können fälschungssicher, effizient und automatisch geführt werden. Dies ist rein technologisch heute schon möglich. Schweden etwa prüft, wie man Grundstücksübertragungen via Blockchain abbilden kann. Viele Prozesse in Verwaltungen und Behörden könnten mit Hilfe der neuen Technologie schneller und kostengünstiger gemacht werden. Eine solche tiefgreifende Veränderung erfordert neben formalen Voraussetzungen wie Gesetzesänderungen allerdings vor allem eines: das Vertrauen der Menschen in die Technologie und die Bereitschaft aller Akteure, diesen Wandel zu vollziehen. Hier dürften die meisten Wirtschaftsunternehmen besser aufgestellt sein.
Doch auch in den Unternehmen gibt es Umsetzungshemmnisse. Nur 7% der befragten Fach- und Führungskräfte halten die Blockchain aktuell für marktreif in der großflächigen Anwendung. Und mehr als die Hälfte fordert einen besseren Schutz für vertrauliche Daten. Auch die Implementierungskosten stellen für manches Unternehmen eine wichtige Hürde dar. Und nicht zuletzt gibt es bislang nur wenige Experten in den Betrieben.
Die sitzen meist in Start-ups und sind damit befasst, die junge Technologie weiter zu entwickeln und neue Einsatzgebiete zu erschließen. Hotspots dieser regen Szene sind aktuell in Berlin und Hamburg auszumachen.
Quelle Daten: Potenzialanalyse Blockchain, Studie von YouGov im Auftrag von Sopra Steria
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