Die Früchte der Digitalisierung
1. März 2018
Wer sich die zahlreichen Tech-Prognosen für das Jahr 2018 anschaut, kommt nicht drum herum: die Digitalisierung bleibt einer der Mega-Trends, und Unternehmen aller Branchen verstärken ihre Anstrengungen und Investitionen, um sich hier gut aufzustellen. Von Zukunftsfähigkeit und Innovationen ist die Rede, von neuen Geschäftsfeldern und abgehängter Konkurrenz. Fragt man die Verantwortlichen aber einmal danach, was ihnen diese Anstrengungen bislang eingebracht haben, so fällt die Bilanz eher mau aus. Die Früchte der Digitalisierung scheinen noch nicht erntereif.
Gerade einmal 5,2% der CIOs im deutschsprachigen Raum bewerten die Digitalisierung in ihrem Unternehmen als „sehr erfolgreich“ – offenbar handelt es sich hierbei um einzelne Erfolgstories, denn diese Firmen stammen aus höchst unterschiedlichen Branchen. Die Treiber der Digitalisierung, allen voran Banken und Finanzdienstleister, bewerten den Erfolg ihrer Bestrebungen im digitalen Bereich dagegen als leicht unterdurchschnittlich. Auch die Automobilbranche, Energieversorger und der Handel teilen diese Einschätzung. Deutlich unzufriedener zeigen sich die Versicherungen, die sich den Ausbau der Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben haben. Sie stehen unter erheblichem Erfolgsdruck und sehen ihre Erwartungen nur mäßig erfüllt. Insgesamt bewerten 46% der CIOs die Erfolge als mäßig, knapp 14% sind unzufrieden und mehr als ein Drittel sieht sich auf einem guten Weg und gibt an, viel erreicht zu haben.
Zusammengenommen bewerten also immerhin knapp 40% der CIOs die Digitalisierung in ihrem Unternehmen als „erfolgreich“ oder „sehr erfolgreich“ – doch wenn man genauer hinschaut, bezieht sich dieser Erfolg vor allem auf eine Steigerung der Effizienz im Tagesgeschäft. Abgeschlagen auf dem letzten Platz rangiert dagegen die Erschließung neuer, branchenfremder Geschäftsfelder. Dies ist eines der Ergebnisse der alljährlichen IT-Trends Studie der Unternehmensberatung Capgemini, die dafür 121 EntscheidungsträgerInnen aus der DACH-Region, mehrheitlich aus großen deutschen Unternehmen, befragt hat. Im Einzelnen stellen sich die „Früchte“ der Digitalisierung wie folgt dar:
Neben der höheren Effizienz im Tagesgeschäft hat die Digitalisierung in den Augen vieler CIOs vor allem dazu beigetragen, die Marktposition ihres Unternehmens zu sichern. Auch das Einkaufs- und Serviceerlebnis für die Kunden konnte verbessert werden. Doch auch diese beiden Aspekte liegen bei der Bewertung nur im Mittelfeld und zeigen, dass deutlich Luft nach oben besteht. Am schwersten tun sich die Unternehmen aber damit, neue Geschäftsfelder zu erschließen; hier wurde am wenigsten erreicht. Vielleicht ist es auch noch zu früh, an dieser Stelle eine reichere Ernte zu erwarten. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass in vielen Unternehmen die Big-Data-Infrastruktur dafür noch fehlt oder gerade erst im Aufbau ist.
Insgesamt jedoch sind die Probleme bei der Digitalisierung in den Unternehmen kleiner geworden. Die Quote der Firmen, die von Problemen berichten, ist um ca. 10 Prozentpunkte auf nun 62,9% gesunken. Das ist immer noch ein hoher Wert, doch zeigen sich hier deutliche Branchenunterschiede. Während Banken, Finanzdienstleister und die Automobilindustrie eine optimistische Einschätzung abgeben, sehen sich Industriebetriebe vor große Herausforderungen gestellt. Die größten Probleme bestehen im Fachkräftemangel, unflexiblen Geschäftsprozessen und der Anpassung von Altsystemen. Unreife Technologien, fehlende Budgets oder mangelnde Unterstützung durch das Top-Management stellen geringere Hürden dar.
Die IT-Trends Studie von Capgemini ist freilich nicht repräsentativ für die deutsche Wirtschaft. Sie wirft aber ein Schlaglicht auf aktuelle Entwicklungen in den großen Unternehmen und fängt ein wenig die Stimmung bei den Geschäftsleitungen ein. Neben dem Thema Digitalisierung wurden auch Fragen zu den IT-Budgets der kommenden Jahre, zur IT-Organisation, zu Big-Data-Analytics, agilen Methoden, Cloud Services u.a.m. gestellt. Einige der Ergebnisse können hier abgerufen werden.
Zum Weiterlesen:
- Digitale Zukunft – wie wollen wir leben?
- Die digitale Weisheit der Silver Ager
- Gruselfaktor Roboter: neue Erkenntnisse der Robopsychologie
Quelle Grafiken: Capgemini (2018): IT-Trends Studie
Copyright Foto: Setzwein IT-Management GmbH
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