Sinnvoll: über die Zuschreibung von Sinnhaftigkeit in Unternehmen
10. August 2018
„Das macht doch keinen Sinn“. „Hab ich nicht gemacht, ist doch sinnlos“. Diese oder ähnliche Äußerungen kann man in Organisationen öfter hören. Und es bewegt sich viel zu häufig gar nichts, weil es vorgeblich keinen Sinn macht, etwas zu bewegen. Es scheint, als lege die Bewertung einer Handlung als „sinnvoll“ oder „nicht sinnvoll“ fest, was in einer Organisation passiert – und was eben nicht passiert. Sinn definiert in diesem Fall die Differenz zwischen dem, was aktuell ist und dem, was möglich wäre. So macht es für ein Unternehmen definitiv Sinn, darüber nachzudenken, was innerhalb seiner Grenzen als „sinnvoll“ gilt und wie diese Zuschreibung festgelegt wird.
- Wird es als sinnvoll empfunden, zügig zu entscheiden oder lieber abzuwarten?
- Wird es als sinnvoll empfunden, sich für die Kundenmeinung zu interessieren oder sich auf die eigene Forschung und technologische Durchbrüche im Kleinen zu konzentrieren?
- Wird es als sinnvoll empfunden, schnell zu liefern oder der Zeit eine weniger wichtige Rolle einzuräumen?
- Wird es als sinnvoll empfunden, bereichsübergreifend zu arbeiten oder Spezialistentum zu fördern?
Sinn ist zentral und wirkt doppelt: Nur was sinnvoll erscheint, wird gemacht. Und Handlungen, die gemacht werden und zu positiv bewerteten Ergebnissen führen, werden wiederum für andere Mitglieder in der Organisation sinnvoll, denn Vorbilder generieren Sinn. Damit kann sich die Zuschreibung von Sinn in einer Organisation verändern. Strategische Führung heißt, das, was in einer Organisation für die Mitglieder als „sinnvoll“ bewertet wird, so zu beeinflussen, dass es für die Organisation Sinn macht: dass sie überleben kann.
Was Sinn macht, kann auf unterschiedlichen Dimensionen untersucht werden:
- Sachliche Dimension: Was ist es, was Sinn macht? Bsp: Den Kunden in die Produktentwicklung einzubeziehen, das macht Sinn!
- Soziale Dimension: Wer ist alles beteiligt? Wer könnte beteiligt werden? Bsp: Das macht nur Sinn, wenn wir auch die Produktion beteiligen.
- Zeitliche Dimension: Was ist in naher Zukunft möglich, was ist langfristig möglich? Wie passt das zu dem, was ist (Gegenwart) und zu dem was war (Vergangenheit)? Bsp: Das macht Sinn, das haben wir schon immer so gemacht. Oder: Das macht keinen Sinn, das halten wir nicht lange durch.
Als Berater/in, Manager/in oder Organisationsmitglied kann man sehr praktisch sinnvoll zum Verbessern der eigenen Organisation beitragen, indem man sich die folgenden Fragen stellt, mit anderen gemeinsam reflektiert und Antworten findet.
- Welche großen Probleme hat die Organisation gerade?
- Warum macht es für die Organisation bisher Sinn, diese Probleme zu haben?
- Welche Lösungswege werden zur Lösung der Probleme beschritten?
- Warum werden gerade diese Lösungswege als sinnvoll bewertet?
- Wer definiert diese Bewertung?
- Wie wirkt die Lösung (kurzfristig/langfristig)?
- Welche anderen Lösungswege wären für jedes der Probleme möglich?
- Welchen Sinn würde es machen, einen der anderen Wege zu gehen?
- Für wen würde das Sinn machen?
- Warum wurde der aktuell eingeschlagene Weg als sinnvoller angesehen?
Was meinen Sie? Ist es für Sie sinnvoll, über das nachzudenken, was in Ihrem Unternehmen „Sinn macht“ und wie dieser Sinn generiert wird? Viel Spaß beim Nachspüren und Diskutieren.
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