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Gestoppt, verschoben, vorgezogen – IT-Projekte in der Pandemie




 

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Einige Folgen der Corona-Pandemie bzw. der mit ihrer Eindämmung verbundenen Maßnahmen sind direkt spürbar, der Digitalisierungsschub in der Arbeitswelt etwa, der Einbruch der Wirtschaftsleistung oder die sozialen und psychischen Belastungen vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Viele Spät- und Langzeitfolgen sind heute aber noch gar nicht abschätzbar und werden Politik, Gesellschaft und Wirtschaft noch lange Zeit beschäftigen.

Das Jahr 2020 war auch für uns als IT-Management Company ein besonderes Jahr. Als die Pandemie im Frühjahr Fahrt aufnahm, schienen viele Unternehmen in eine Art Schockstarre zu fallen. Geplante IT-Projekte wurden für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt, laufende Vorhaben ließ man vor sich hindümpeln, kaum jemand wagte es, ein Projekt voranzutreiben. Niemand konnte sagen, wie sich die Sache entwickeln würde, das Ausmaß der gesundheitlichen, gesellschaftlichen und ökonomischen Risiken war gänzlich unbekannt. Also entschieden sich viele Unternehmensführungen für eine abwartende Haltung. Das war jedenfalls mein persönlicher Eindruck, der sich in vielen Gesprächen mit Kunden und KollegInnen vertiefte. Nun gibt es mit der aktuellen IT-Trends-Studie von Capgemini auch Zahlen, die diese subjektiven Einschätzungen zumindest teilweise bestätigen.

IT-Projekte in der Corona-Pandemie

Die IT-Trends-Studie zeigt, dass die Pandemie mehr als die Hälfte (55%) der befragten Unternehmen zu einer kurzfristigen Anpassung von Projektplänen gezwungen hat. Am häufigsten wurden IT-Projekte dabei auf einen späteren Zeitpunkt („nächstes Jahr“) verschoben. Die am zweithäufigsten gewählte Maßnahme der CIOs bestand in einem Abbruch laufender IT-Vorhaben. Begründet wurde der Stopp mit einer Senkung von Ausgaben bzw. mit veränderten Prioritäten. Denn rund 18% der verantwortlichen ManagerInnen mussten Projekte vorziehen, um dringlichere Maßnahmen umsetzen zu können.

Quelle: Daten aus Studie IT-Trends 2021 von Capgemini, S. 15. Frage: „Haben Sie 2020 aufgrund der Corona-Pandemie eine oder mehrere der folgenden Maßnahmen umgesetzt?“ Zeitraum der Erhebung Sept./Okt. 2020, Befragte n=126, Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent.

Knapp drei Viertel der Befragten gaben an, die verschobenen Projektstarts 2021 nachholen zu wollen. Inwieweit dies tatsächlich erfolgt ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Von den gestoppten Projekten sollte weniger als die Hälfte (48,9%) in 2021 wieder zum Laufen gebracht werden. Auch bei den vorgezogenen IT-Projekten erwarteten die befragten Führungskräfte, dass etwa ein Drittel davon nicht beendet, sondern vorzeitig abgebrochen würde, was z.B. auf eine Neubewertung der Vorhaben während der Umsetzungsphase zurückgeführt werden könnte.

Entwicklung von IT-Budgets

Weniger Einfluss als vielleicht zu vermuten wäre, hat die Pandemie offenbar auf die IT-Budgets deutscher Unternehmen. Außer in den Branchen, die von der Corona-Pandemie besonders betroffen waren (und nach wie vor sind) wie Touristik, Einzelhandel oder Verkehr, hat es kaum stärkere Budgetkürzungen gegeben. Nur 15% der von Capgemini befragten Unternehmen haben ihre Ausgaben für die IT gekürzt, was etwa dem Vorjahreswert entspricht. Allerdings haben weniger als die Hälfte (48,4%) der Betriebe ihre IT-Budgets erhöht, während im Vorjahr noch 63,1% ihre Ausgaben für die IT aufgestockt hatten.

Die IT-Ausgaben werden vornehmlich für den Erhalt von Anwendungen und Systemen aufgewendet. Insbesondere im produzierenden Gewerbe fließt ein großer Teils des Budgets (54%) in den Erhalt der Systemlandschaft. Für die Modernisierung werden im Schnitt ca. 27% des Budgets eingesetzt, wobei Konzerne hier mehr investieren (können) als mittelständische Unternehmen. In etwa gleichem Umfang fließen Mittel in die Entwicklung und Umsetzung von Innovationen. Diese Werte (und damit das Verhältnis der Ausgaben zur Erhaltung bestehender Systeme zu den Ausgaben für Erneuerungen) haben sich gegenüber den Vorjahren kaum geändert. Dies ist angesichts insgesamt gestiegener IT-Budgets problematisch, denn das Ziel sollte ja sein, mehr Mittel in Innovationen und Modernisierungen fließen zu lassen, um z.B. Betriebskosten zu senken und Spielraum für weitere Innovationen zu gewinnen.

IT-Projekt-Trends ab 2021

Die Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens haben den Ausbau der Digitalisierung auf der Prioritätenliste von Unternehmen wieder auf den ersten Platz geschoben. Nachdem das Interesse an der Digitalisierung im Vorjahr nachgelassen hatte, werten nun über 70% der Befragten das Vorantreiben der Digitalisierung als wichtigste Anforderung ihrer Geschäftsleitungen an die IT für das kommende Jahr. Im Vorjahr sahen dies nur gut 59% so.

Am zweihäufigsten wurde mit gut 40% die Erhöhung der Effizienz genannt, die 12 Monate zuvor noch von über 48% als eine der wichtigsten Anforderungen gesehen wurde. Die Reduzierung von Kosten rangiert mit unveränderten knapp 35% auf Platz 3 der am häufigsten genannten Anforderungen, sehr dicht gefolgt von der Entwicklung innovativer IT- Produkte und -Services.

Zu den Digitalisierungsprojekten, die geplant sind, gehören u.a. Vorhaben, die die Schnittstelle zum Kunden betreffen. So gab etwa mehr als die Hälfte der befragten EntscheiderInnen an, in 2021 den Bestellvorgang digitalisieren zu wollen. Den Aufbau automatisierter Service-Angebote haben 45% der Unternehmen in Planung. Und fast jede dritte Firma möchte Projekte zur Digitalisierung von Bezahlvorgängen sowie zur Umsetzung intelligenter Beratungssysteme starten.

Quelle: Daten aus Studie IT-Trends 2021 von Capgemini, S. 16. Frage: „Haben Sie für die kommenden 12 Monate Projekte geplant, die die Schnittstelle zum Kunden betreffen?“ Zeitraum der Erhebung Sept./Okt. 2020, Befragte n=131, Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent.

Ein weiterer Schwerpunkt der geplanten IT-Projekte liegt bei solchen, die sich auf die Produktion und die Lieferkette beziehen. Unternehmen aus dem produzierenden Bereich fokussieren auf eine Digitalisierung des Produktionsprozesses. Fast 70% der verantwortlichen ManagerInnen wollen dieses Thema mit entsprechenden IT-Projekten vorantreiben. Dies ermöglicht digitale Folgeschritte wie den Austausch von Daten entlang der Lieferkette oder die Automatisierung der Logistiksteuerung, beides Anforderungen, die mit gut 63% und 57% zu den am häufigsten genannten geplanten Projektvorhaben gehören.

Quelle: Daten aus Studie IT-Trends 2021 von Capgemini, S. 16. Frage: „Haben Sie für die kommenden 12 Monate Projekte geplant, die die Produktions- bzw. Herstellungsprozesse bzw. die Lieferkette betreffen?“ Zeitraum der Erhebung Sept./Okt. 2020, Befragte n=49, Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent.

Die aktuelle IT-Trends Studie enthält noch viele weitere interessante Ergebnisse und Bewertungen. Wer das Thema vertiefen möchte, wird hier fündig. Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre. Anregungen, Kommentare und Ergänzungen sind wie immer willkommen.

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Copyright Foto: Setzwein IT-Management GmbH

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