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Intelligente Technologien – Großunternehmen sind Vorreiter




 

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Vom Einsatz intelligenter Technologien profitieren derzeit vor allem Konzerne und Unternehmen des gehobenen Mittelstands. Zwar breiten sich intelligente Technologien wie maschinelles Lernen, automatische Bilderkennung und Texterzeugung oder Roboter-basierte Prozessautomatisierung auch im deutschsprachigen Raum immer weiter aus. Immerhin 70% der in der neuesten IT-Trends-Studie von Capgemini befragten IT-Verantwortlichen gaben an, intelligente Technologien im Unternehmen zu nutzen. Doch gerade einmal knapp jedes fünfte dieser Unternehmen betreibt eine intensive Nutzung. Die Masse der Betriebe beschäftigt sich hingegen gar nicht, nur gelegentlich oder in geringem Umfang mit intelligenten Technologien.

Unter den Intensivnutzern finden sich hauptsächlich Konzerne und größere mittelständische Unternehmen, die eine kleine Gruppe von Vorreitern bilden. Sie sind es auch, die am ehesten mit den Ergebnissen ihrer Maßnahmen zur Digitalisierung zufrieden sind. Insgesamt fällt die Bilanz in Sachen Digitalisierung allerdings durchwachsen aus. Hohe Kosten, anstrengende Veränderungsprozesse und ein vergleichsweise bescheidener Output haben vielfach für Ernüchterung gesorgt. Im Vergleich zum Vorjahr stuften die Unternehmen den Erfolg ihrer Digitalisierungsbestrebungen sogar noch etwas schlechter ein. Der Stellenwert der Digitalisierung als zentrale Herausforderung bleibt dagegen hoch. Als wichtigste Erfolge der Digitalisierung führen die Unternehmen an:

  • Steigerung der Effizienz
  • Sicherung der Marktposition
  • Verbesserung von Service und Customer Experience

Bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder ist der Erfolg hingegen sehr verhalten; vor allem die Erweiterung der Geschäftstätigkeit auf andere Branchen gelingt der Studie zufolge kaum.

Auch wenn die Bilanz zu den Erfolgen der Digitalisierung (noch) mäßig ausfällt, schaffen die Unternehmen, die hier besonders aktiv sind, zugleich gute Rahmenbedingungen für den Einsatz intelligenter Technologien. Im vergangenen Jahr haben solche Unternehmen den Aufbau interdisziplinärer Teams aus IT- und FachkollegInnen vorangetrieben und gezielt Personal mit entsprechendem Know-how eingestellt. Auch der Ausbau der Cloud-Kapazitäten und die stärkere Vernetzung unternehmenseigener Daten gelten als wichtige Maßnahmen für die weitere Digitalisierung. Große Unternehmen profitieren hier besonders, da sie z.B. meist über ausreichend nutzbare Datenmengen verfügen und bereits Erfahrungen mit Big Data haben. Sie können es sich auch eher leisten, größere Summen in intelligente Technologien zu investieren und haben aufgrund des internationalen Wettbewerbs, dem sie häufiger unterworfen sind als kleinere Unternehmen, auch ein stärkeres Interesse daran, den Anschluss an die technologischen Entwicklungen nicht zu verpassen.

Kleinere und mittlere Unternehmen haben es hier schwerer, denn sie können oft nicht auf eine vergleichbare Dateninfrastruktur oder finanzielle Ausstattung zurückgreifen. Zudem fehlt es ihnen meist an qualifizierten SpezialistInnen – und dies durch externe Beratung zu kompensieren, ist für sie ungleich aufwändiger.

Überaus interessant ist der Befund, dass der Einsatz intelligenter Technologien sehr stark davon abhängt, wer im Unternehmen das Thema treibt. Bei den Unternehmen, die sich nur gelegentlich oder wenig mit intelligenten Technologien beschäftigen, ist es vor allem die Geschäftsleitung, die auf mehr Einsatz drängt. Die Intensivnutzer dagegen kennzeichnet, dass es die Fachabteilungen sind, die das Thema treiben. Womöglich erklärt sich daraus auch der Erfolg: Die Fachabteilung weiß, welche Einsatzszenarien den größten Mehrwert versprechen, sie kennt die Bedürfnisse der Kunden und weiß, bei welchen Prozessen es hapert. Wenn die Fachabteilung vom Einsatz intelligenter Technologien überzeugt ist, ziehen die MitarbeiterInnen stärker mit und es braucht weniger Aufwand beim Change-Management. Im Gegensatz dazu investieren die Gelegenheitsnutzer relativ viel Aufwand in die Veränderung von Organisation und Prozessen, da sie sich vermutlich mitten im Umbruch befinden. Gelegenheitsnutzer setzen intelligente Technologien auch häufiger in der eigenen IT-Abteilung ein, was als Indiz dafür gewertet wird, dass diese Unternehmen zunächst einmal Erfahrungen im eigenen Umfeld sammeln wollen, bevor sie Einsatzszenarien mit der Fachabteilung festlegen.

Intelligente Technologien werden in den Unternehmen vor allem dort gepusht, wo es um langweilige, wiederkehrende Tätigkeiten geht. Die Automatisierung manueller Tätigkeiten ist mittlerweile weit verbreitet und besitzt einen entsprechenden Reifegrad. Auch die tiefgreifende Analyse von Daten zur Entwicklung von Innovationen oder Prozessverbesserungen sowie die Prädiktion von Kundenverhalten und Marktdynamiken wird gern Algorithmen überlassen. Sobald es jedoch um komplexere Einsatzszenarien geht, überwiegt die Skepsis: Bei der Überwachung des Tagesgeschäfts, Empfehlungen für Probleme mit Kunden oder internen Herausforderungen verlässt man sich lieber auf menschliche Kompetenzen. Das gilt ebenso für eine Erhöhung der Qualität im Kundendialog, wo der Nutzen intelligenter Technologien eher kritisch bewertet wird.

Ethische Überlegungen spielen beim Verzicht auf intelligente Technologien übrigens eine untergeordnete Rolle.Von den ca. 30% der Unternehmen, die angaben, bislang keine intelligenten Technologien einzusetzen, verwiesen nur gut 12% auf ethische Bedenken. Noch weniger ausschlaggebend war nur noch der Erhalt von Arbeitsplätzen: 8,3% nannten dies als Grund für ihre Abstinenz. Immerhin ein Viertel der Nichtnutzer möchte gern persönliche Beziehungen erhalten, z.B. zu den Kunden, und verzichtet deshalb auf intelligente Technologien. Die wesentlichen Gründe für die Nichtnutzung liegen jedoch darin, dass es an genügend Daten mangelt (37,5%) und ein professionelles Change-Management fehlt (34,8%).

Zum Weiterlesen:

Quelle Daten: Studie IT-Trends 2019, Capgemini

Copyright Foto: Setzwein IT-Management GmbH

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