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Winke winke und Wuhan-Shake – Begrüßungsformen in Zeiten von Corona




 

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Begrüßungs- und Abschiedsrituale gehören zu den kulturellen Standards jeder Gesellschaft. Indem wir einander begrüßen, signalisieren wir Zugänglichkeit, Friedfertigkeit und eine grundsätzliche Kooperationsbereitschaft – zumindest für den Moment. Es besteht die soziale Verpflichtung, einen Gruß zu geben, anzunehmen und zu erwidern. Als „zeremonielles Idiom“ (Erving Goffman) sind spezielle Grußformen oft konstituierend für einzelne Gruppen und Subkulturen. Selbst in der Verweigerung des Grußes zeigt sich, wie die Beteiligten sich selbst und ihre Beziehung zueinander wahrnehmen.

Am Gruß geht also kein Weg vorbei.  Doch was tun, wenn die üblichen Rituale plötzlich zum Tabu erklärt werden? Der Verzicht auf traditionelle Begrüßungsformen wie Händeschütteln oder Umarmen irritiert derzeit viele Menschen und führt zu Unsicherheit. Also muss für Ersatz gesorgt werden. Doch was geht, und was geht nicht? Seit Tagen kursieren verschiedene Vorschläge, wie Begrüßungen alternativ gestaltet werden können. Hier ein paar Ideen dazu:

1. Der Ellenbogen-Check

Das Anstoßen der Ellenbogen hat sich vielerorts schon als Begrüßung etabliert. Es ist dem Händeschütteln ähnlich und birgt wenig Gefahren für peinliche Situationen. Manchen mag der Ellenbogen-Check zu informell sein, anderen ist die im Vergleich zum Händeschütteln geringere Distanz zum Gegenüber unangenehm. Zumal ja gleichzeitig die Empfehlung besteht, in die Armbeuge zu husten und zu niesen…

2. Die Verbeugung

In asiatischen Ländern sind Verbeugungen zur Begrüßung verbreitet. Dem Gegenüber wird mit dieser Geste Respekt und Wertschätzung entgegengebracht. Auf Körperkontakt wird verzichtet. Vielen ist sicher die Variante des Grußes „Namasté“ bekannt, der auch beim Yoga praktiziert wird: Die Handinnenflächen werden vor der Brust zusammengeführt und der Kopf leicht geneigt. Kann man machen, wirkt im Businesskontext allerdings etwas seltsam. Hinderlich ist vielleicht auch, dass Verbeugungen in unserem Kulturkreis aus historischen Gründen mit Unterwürfigkeit assoziiert sind.

3. Das Victory-Zeichen

Coole Geste, die jedoch auch nicht immer passt und zudem eine kulturelle Fußangel birgt. Die Handinnenseite sollte nämlich nicht nach außen zeigen, wenn man mit Menschen aus z.B. Australien, Großbritannien oder Südafrika kommuniziert. Hier gilt diese Geste dann als Beleidigung.

4. Die Winke-winke-Variante

Zugegeben: Jemandem zuzuwinken, der einen Meter fuffzig entfernt steht, sieht ziemlich blöd aus. Vor allem, wenn man in eine größere Runde kommt und jeden einzelnen auf diese Weise begrüßt. Andererseits ist das Winke winke eine Begrüßungsgeste, die überall auf der Welt verstanden wird. Wer seine leeren Handflächen präsentiert, zeigt seine friedliche Absicht.

5. Den Hut ziehen

Was in den 1960er Jahren noch zum guten Ton gehörte (jedenfalls bei den Herren), scheint heute wenig praktikabel, schon deshalb, weil es kaum noch Hutträger gibt. Doch was spricht dagegen, einfach einen imaginären Hut zu lupfen? Alternativ kann man sich auch kurz an die Mütze tippen – oder an den nackten Kopf.

6. Die Merkel-Methode

Länger in die Augen schauen und lächeln, sagt Angela Merkel, sei eine gute Alternative zum Händeschütteln. Wer der Empfehlung der Kanzlerin folgen möchte, sollte vielleicht aber doch lieber noch ein paar andere nonverbale Signale aussenden, ein Kopfnicken zum Beispiel, sonst könnte es peinlich werden…

7. Der Wuhan-Shake

Rasant viral verbreitet hat sich der Wuhan-Shake, der auf Twitter mittlerweile schon Kult ist. Der Gruß besteht aus einem zweimaligen Füße anstoßen, einmal links, einmal rechts. Sieht witzig aus, ist wahrscheinlich auch so gemeint, aber dürfte sich außerhalb des Netzes nur verhalten durchsetzen. Mangelnde Koordinationsfähigkeit einer oder beider Seiten führt vermutlich zu lädierten Schienbeinen, und wie Wuhan-Shakes mit Pumps aussehen, mag sich jede/r selbst ausmalen.

Wie halten Sie es derzeit mit der Begrüßung im Büro und im Freundeskreis? Haben Sie eine eigene Alternative entwickelt? Teilen sie Ihre Erfahrungen und Ideen mit. Die LeserInnen freut’s. Und mich auch.

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Quelle Foto: @pixabay – pexels.com

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